Darwin und die Schule von heute

Jan Cornelius | veröffentlicht am 23.02.2009

Wir feiern 200 Jahre seit Darwins Geburt, und da habe ich über die Evolutionstheorie nachgedacht. Darwin hat uns eindeutig demonstriert, dass sich nur der Stärkere durchsetzen kann, seine Lehre wurde schon längst weit und breit ...

Darwin und die Schule von heute
(Nebelspalter)
Wir feiern 200 Jahre seit Darwins Geburt, und da habe ich über die Evolutionstheorie nachgedacht. Darwin hat uns eindeutig demonstriert, dass sich nur der Stärkere durchsetzen kann, seine Lehre wurde schon längst weit und breit anerkannt und was haben wir daraus gelernt? Gar nichts! Denn um heute stärker zu sein, braucht man nicht nur gute Gene, sondern auch brauchbare erlernte Fähigkeiten, vor allem eine solide Bildung, das weiss jeder! Aber unsere Schule hat in diesem Punkt kläglich versagt und produziert am laufenden Band völlig lebensuntüchtige Halbanalphabeten.

So wusste beispielsweise mein Sohn gestern nicht einmal, wer Albrecht Einstein war! Dabei dürfen wir nicht vergessen: Ohne die Erfindung der Lichtgeschwindigkeit hätten wir heute immer noch keinen Strom und wir müssten abendlich stundenlang im schummrigen Kerzenlicht fernsehen. Wie der primitivste Höllenmensch!

Was besonders alarmierend ist: Kaum jemand spricht bei uns noch richtig Deutsch. Und trotzdem werden unsere Kinder täglich in der Schule gezwungen, Romane und Gedichte von längst verstorbenen Autoren wie Goethe und Schubert, Heine, Händel und wie-sie-alle-heissen zu lesen. Wann bleibt ihnen denn da noch Zeit zum Deutschlernen übrig und wie sollen sie sich mit solch kläglichen Kenntnissen im Überlebenskampf durchsetzen?

Neulich erwischte ich meinen Sohn dabei, wie er ein merkwürdiges Buch mit dem Titel «Die Blechtrommel» las. Er sagte, das sei obligatorische Ferienlektüre in Deutschunterricht. Dabei muss sich der Deutschlehrer die Frage gefallen lassen: Warum gerade dieses Buch über ein so altmodisches Spielzeug?! Es gibt doch genügend Werke über Videospiele und andere Hightech-Spielsachen, aus deren Handhabung man für die heutige Arbeitswelt dringend Nötiges lernen kann, zum Beispiel, wie man seine Konkurrenten ausschaltet und sich im modernen Alltag effektiv und effizient durchsetzt. Denn um auf Darwin zurückzukommen: Nur der Stärkere überlebt.

Unter dem Strich: Unser Erziehungswesen benötigt dringend eine radikale Reform, und die ist nur dann möglich, wenn unsere Lehrer endlich selbst etwas begriffen haben: Nämlich im Sinne der Evolutionstheorie zu arbeiten und die Schüler auf die Welt von morgen vorzubereiten. Denn wie heisst es so schön: Nicht für die Schule leben wir, sondern für das Lernen!

Jan Cornelius

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