
«Haltet ein!», werden Sie jetzt postwendend rufen, «heisst dieser potenzielle russische Knastbruder nicht ‹Vekselberg›?» Unterlassen Sie gefälligst Ihre ungebetenen Zwischenrufe, lesen Sie lieber diesen Artikel zu Ende. Damit Sie etwas lernen. Anschliessend werden Sie nachvollziehen können, warum dieser verkannte Wohltäter der Menschheit in Wirklichkeit Wechselbalg heisst – oder zumindest heissen könnte.
Gospodin Vekselberg ist übrigens beileibe nicht der erste halbseidene Russki, der sich dank unserer laschen Ausländerpolitik hier so richtig kuschelwohl fühlen darf. Es gab da schon mal jemanden namens Towarischtsch Lenin, der sich völlig unbehelligt von der Fremdenpolizei in Lenor-Helvetien betätigen durfte.
Das war übrigens das letzte Mal, dass in Zürich etwas Bemerkenswertes geschah, abstrahieren wir von den UBS-Possen in mehreren Akten, deren Unterhaltungswert zusehends nachlässt. Wie wäre es denn, wenn Oswald Grübel zum Beispiel beim nächstjährigen Sechseläuten den Böögg gäbe? Damit wäre dann ein Banker erstmals sozialverträglich tätig, statt die Moneten anderer Leute zu verzocken.
Zurück zu Victor Feliksovich Vekselberg: Wer ist dieser in der Steueroase Zug wohnende Dunkelmann überhaupt? Gemäss einem kürzlich publizierten NZZ-Artikel besteht seine Haupteigenschaft darin, unschuldig zu sein. Das hat er mit dem Blatter Sepp von der Fifa gemeinsam, der seit jeher als die Inkarnation der Unschuld zu betrachten ist.
Als Zwischenfazit lässt sich an dieser Stelle bereits festhalten, dass sowohl Felix Vekselberg als auch Jupp Blatter erstklassige Chancen hätten, bei einem Casting für die Oberammergauer Festspiele die Rolle des Jesus von Nazareth zu ergattern, wäre da nicht … nun ja, die defätistische, das Vaterland gezielt zersetzende linke Journaille, die namentlich in der Schweiz einen desaströsen Einfluss auf das gesamte öffentliche Leben hat; wie jedenfalls die Ethik-Kommission der SVP unlängst erneut ermittelt hat.
Es ist schon einige Zeit her, da wurde verschiedentlich kolportiert, der russische Milliardär Vekselberg könne gegen das Schweizer Börsengesetz verstossen haben, als er - in Zusammenarbeit mit ein paar weiteren Heuschrecken - Grossaktionär des Industriekonzerns Sulzer wurde. Als dies ruchbar wurde, gerieten die um ihren makellosen Ruf zutiefst besorgten Herren Investoren in eine solche Bestürzung, dass sie flugs ihr mühsam Erspartes in Höhe von 10 Millionen zusammenkratzten und restlos an das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) überwiesen.
Gemäss Artikel 53, dem «Wiedergutmachungs»-Artikel des Strafgesetzes, gingen als Sühne wegen «allenfalls bewirkten Unrechts» je 1 Million an die Schweizerische Berghilfe und an die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden. Die restlichen 8 Millionen stehen dem EFD zur freien Verfügung. Dieses verwendet den Betrag im Interesse sämtlicher Marktteilnehmer zur Sicherstellung und Stärkung eines funktionierenden Finanzmarktes, wie das EFD bekanntzugeben geruhte.
Im Sinne der herrschenden neoliberalen Wirtschaftsauffassung, die sich inzwischen in den Rang eines göttlichen Dogmas aufgeschwungen hat, kann der geheiligte Markt aber nur dann funktionieren, wenn sich der total unfähige Staat auf die Reparatur der sozialen Kollateralschäden beschränkt. Und sonst die Schnauze hält. Ergo müssen Vekselberg und Konsorten die Kohle umgehend wieder rücküberwiesen erhalten, womit der ganze Ablasshandel eliminiert wäre.
Daran hätte sicher der radikale Ablassgegner Martin Luther seine Freude gehabt, der über «Wechselbälger» - diese Kuckuckskinder, die gemäss Volksglauben arglosen Wöchnerinnen von bösen Geistern und tückischen Zwergen untergeschoben werden und die nur schreien und Unmengen von Nahrung vertilgen - sagte, sie seien Kinder des Teufels und nicht der Menschen.
Wie also wäre der Name des in Zug wohnenden Milliardärs politisch korrekt zu schreiben: Vekselberg? Wechselbalg?