Bauernstand auf dem Prüfstand

Marco Ratschiller | veröffentlicht am 17.03.2011

Die Wirtschaftsleistung der Bauern, rechnete die «NZZ am Sonntag» vergangene Woche vor, liege bei unter einem Prozent des Bruttoinlandprodukts. Gerade mal drei Prozent der Bevölkerung sind noch direkt mit der Landwirtschaft verbunden, in den eidgenössischen Räten jedoch besetzen Ackersleute über 13 Prozent der Mandate ? eine mehr als massive Übervertretung.

Bauernstand auf dem Prüfstand
Swen (Silvan Wegmann) | (Nebelspalter)

Damit bilden die Agrarier das zweitmächtigste Metier der Schweiz, nur noch überflügelt vom Berufsstand «Bundesrat», der gleich alle sieben Erwerbstätigen in der Landesregierung einzuschleusen vermochte.

Problematisch an der Bauern-Lobby ist, mit welcher Selbstverständlichkeit sie sich «ds Bärn obe» randvolle pekuniäre Futtertröge zu sichern pflegt. In der strukturschwächsten Region der Schweiz, im Kanton Jura, bringen es einzelne landwirtschaftliche Betriebe auf über 500 000 Franken Direktzahlungen jährlich. Das ist zwar noch immer weniger als Daniel Vasellas 20 Millionen,  doch auch hier offenbart sich ein eklatanter Missstand im Sinne von Thomas Minders «Abzockerinitiative», welche das Verhältnis zwischen den höchsten und tiefsten Einkommen innerhalb einer Firma regeln will. Eine Grossvieheinheit, zum Beispiel eine Kuh, erhält für ihre Mitarbeit auf dem Bauernhof lächerliche 690 Franken Bundesbeiträge. Das ist weniger als ein Siebenhundertstel!  Der bereits erwähnte Zeitungsartikel deckte zudem auf, wie der nimmersatte Nährstand sich seine Bundespfründen sichert: Mit unübersichtlich komplexen Sachgeschäften. «Mehr als die Hälfte des Parlaments versteht nicht, was es in der Landwirtschaft entscheidet», wird ein Insider zitiert. Ob diese Quote tatsächlich höher ist als bei anderen Vorlagen, mag allerdings bezweifelt werden. 

 

Dennoch legen ?Nebi?-eigene Recherchen nun nahe, dass der Bauernstand seine angestammte Arbeit immer mehr dem einträglicheren Berufslobbying opfert. Bereits machen böse Gerüchte von eigentlichen «Scheinbauern» die Runde. Zumindest liegen uns erschütternde Filmdokumente vor, in denen das Huhn «Chocolate», der  Sennenhund «Barry» und der Gänserich «Hans» die ganze Hofarbeit selbst verrichten, weil der vermeintliche Bauer lieber komplizierte Lobby-Winkelzüge ausheckt. Zum Verdacht, dass es sich selbst bei Bauernpräsident Hansjörg Walter nur um eine Kunstfigur von Walter Andreas Müller handelt, fehlte uns bis Redaktionsschluss leider eine Stellungnahme. Walter tagte gerade mit 31 anderen Bauern-Parlamentariern hinter verschlossenen Türen. 

 

 

Marco Ratschiller

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