Typologie der religiösen Hausierer

Daniel Glutz | veröffentlicht am 16.05.2011

Nach 200 Jahren Aufklärung und Säkularisierung ist klar geworden: Mit der Vernunftsbegabung ist es bei uns nicht weit her. Der Mensch will glauben. Religiosität und Esoterik sind wieder auf dem Vormasch, wir begleiten Sie dabei ...

Typologie der religiösen Hausierer
Denis Klook | (Nebelspalter)

Wer kennt das nicht: Man sitzt gerade gemütlich im Fernsehsessel, als es plötzlich klingelt, und anstatt die einsilbigen Dialoge eines Actionfilmes geniessen zu können, müssen Sie sich einen fanatischen Dialog eines Gläubigen anhören, den man, wie einen üblen Hautausschlag, nicht ohne Weiteres losbekommt. Speziell für solche Situationen hat der einige Hilfsmittel gegen diese gläubigen Hausierer für Sie vorbereitet. 

 

Gegen Darwinisten: Sie denken, wenn Sie denen nur ein Kreuz vor die Nase halten, würden die Jünger Darwins das Weite suchen? Weit gefehlt. Anders als bei Vampiren, zieht das Kreuz sie, wie das Licht die Motten, in Scharen an. Nichts tut der geneigte Evolutionär lieber, als einfältige Christen zu belehren. In diesem Falle ist es von Vorteil, wenn Sie sich einen Affen halten. Der Darwinist wird darin seinen Grossonkel Bernd sehen und mit ihm gleich über alte Zeiten plaudern wollen. Zwei Fliegen mit einem Schlag: Sie sind das flohbeladene, pelzige Vieh los und den Affen auch noch gleich dazu.

 

Gegen Juden: Da könnte es heikel werden. Verjagen Sie ihn ja nicht von Ihrem Grundstück, Sie könnten noch des Antisemitismus bezichtigt werden. Hier hilft eigentlich nur eines, das Sie aber auch nur anwenden können, wenn bei Ihrer Geburt niemand an Ihnen rumgeschnipselt hat: Strecken Sie ihm einfach Ihren unbeschnittenen Schmeckel entgegen. Aus Angst vor diesem runzligen Hautlappen wird er aus freien Stücken das Weite suchen. 

 

Gegen Muslime: In einer lauten und unverständlichen Sprache liest er Ihnen aus einem Buch vor, das Sie, nur anhand seines Erscheinungsbildes (weisses Gewand, langer Bart), als Koran erkennen können. Wagen Sie ja nicht, ihm zu widersprechen oder ihn gar zu ignorieren. Er trägt bestimmt einen Sprengstoffgürtel und wird ihn auch gegen Ungläubige benutzen. Sie dürfen dann die ganze Sauerei (Blut, Gliedmassen) wegputzen. Besser, Sie ergeben sich gleich seiner aggressiven Art, knien gen Osten und konvertieren. 

 

Gegen Christen: Der Christ hat eine ganz üble Angewohnheit, der ihn zu einem Geschwür der schlimmsten Sorte macht: Er vergibt allen und alles. Sie können ihm die Türe vor der Nase zuschlagen, er vergibt Ihrer Ignoranz. Sie können ihn verprügeln, er vergibt Ihrer Aggression. Also keine Chance, ihn loszuwerden. Ein Glück, sind Sie erst gerade zum Islam konvertiert und Ihr Prediger steht immer noch in Ihrem Wohnzimmer. Angestachelt vom Erlösergeschwafel, lässt sich der Mullah auf einen Streit ein, bis dieser eskaliert, und der eine «Dschihad» und der andere «Inquisition» brüllt. Es geschieht, was Sie versuchten zu verhindern: Der Sprengstoffgürtel geht in die Luft, überall Blut und Gedärme. Beim Putzen müssen Sie aber feststellen, dass das immer noch befriedigender ist, als ein ganzes Leben mit religiösem und antireligiösem Schwachsinn zu vergeuden.

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