Kaspar Villiger

Jan Peters | veröffentlicht am 17.05.2011

Was haben die Kosovo-Truppe KFOR, die multinationale Nato-Einheit, die nach dem Kosovokrieg aufgestellt wurde und deren Aufgabe es ist, gemäss einer Uno-Resolution für Sicherheit zu sorgen, und Kaspar Villiger, von 1989 bis 2003 Mitglied des Bundesrats und zuletzt Finanzminister, ab 2009 VR-Präsident einer ehemals geachteten Schweizer Bank, was haben diese beiden gemeinsam?

Kaspar Villiger
Michael Streun | (Nebelspalter)

Um bei dieser sensiblen Thematik zu einem fairen, austarierten und objektiven Urteil, wie es ja für die ?Nebelspalter?-Satiren so typisch ist, zu gelangen, werden wir differenziert vorgehen: Mit welchen Ansprüchen nahmen die KFOR und der Villiger Kaspar ihre Aufgaben in Angriff? Es mag auf den ersten Blick erstaunen, aber beiden Aufgabenbereichen und Herangehensweisen liegt eine zutiefst christliche Einstellung zugrunde: Die KFOR kam mit der edlen Mentalität der Kreuzritter ins Kosovo, den weitgehend moslemischen Albanern die unseligen Balkan-Unsitten der Vetternwirtschaft, der Korruption und des Lügens und Betrügens bzw. des abwechselnden Massakrierens auszutreiben und mit ihnen die bewährten Zivilisationstechniken des Abendlandes einzuüben. Womit sie eigentlich alle Hände voll zu tun haben sollte, denn, wie die SVP regelmässig auf ihren subtil gestalteten Wahlplakaten beweist: Da unten haust eine speziell hinterhältige Sorte Zigaretten qualmender, Revolver schwingender Lumpenhunde, denen hauptsächlich daran gelegen ist, wie ein Heuschreckenschwarm über die eidgenössischen Wohlfahrtskassen herzufallen und dieselben auszuplündern! 

 

Kaspar Villiger, der bei seinem Amtsantritt von «aussergewöhnlichen Zeiten» für die UBS und die Schweiz schwadronierte, begründete seine Bereitschaft zur Übernahme des VR-Präsidiums mit Pflichtgefühl gegenüber Land und Volk und strapazierte eine rührende vaterländische Vision, bei deren Verkündung sich augenblicklich der Alpenfirn rötete: «Wir müssen auf unsere zentralen Werte vertrauen: Integrität, harte Arbeit und Zuverlässigkeit. Ich glaube, dass ich mithelfen kann, diese Werte wieder verstärkt zu betonen.» Und so begann Stumpenfabrikant V. seine segensreiche Tätigkeit in Marcel Ospels Augiasstall wie eine Art moralischer Weisser Ritter, der vorgab, verhindern zu wollen, dass die unseligen Banker-Unsitten der Vetternwirtschaft, der Korruption und des Lügens und Betrügens in der Bank die Mehrheit behalten sollten.

 

Was hört man eigentlich von der Nato im Kosovo? Eher wenig bis überhaupt nichts hört man, sie scheint sich auf dem Balkan bestens assimiliert zu haben.

 

Bei Villiger schreitet die Integration ins Finanzwesen auch vielversprechend voran, ruft man sich in Erinnerung, was er kürzlich auf der UBS-GV von sich gab.

 

Fragten wir zu Beginn, mit welchen Ansprüchen die KFOR und der Banken-Kasperli ursprünglich angetreten sind, so fragen wir jetzt, wo die beiden heute stehen: Die KFOR wollte den Balkan zivilisieren ? und ist jetzt selbst balkanisiert. Der Villiger Kaspar wollte aus UBS-Bankern anständige Menschen machen ? und ist jetzt selbst vergrübelt.

 

 

Jan Peters

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