Herr Hildebrand

Jan Peters | veröffentlicht am 13.07.2011

Philipp Hildebrand, ehemaliges Mitglied der Schwimm-Nationalmannschaft und zweimaliger Schweizer Meister in eben dieser Disziplin, äusserte gemäss ?Tages-Anzeiger? im Februar 2011, dass er nicht mit einer andauernden Aufwertung des Frankens in den nächsten Jahren rechne, wenn Europa wieder stabiler werde.

Herr Hildebrand
Michael Streun | Herr Hildebrand (Nebelspalter)

Philipp Hildebrand, ehemaliges Mitglied der Schwimm-Nationalmannschaft und zweimaliger Schweizer Meister in eben dieser Disziplin, äusserte gemäss 'Tages-Anzeiger' im Februar 2011, dass er nicht mit einer andauernden Aufwertung des Frankens in den nächsten Jahren rechne, wenn Europa wieder stabiler werde.

Jetzt kann man sehr berechtigt fragen, welche Qualifikation hat eigentlich ein Schwimm-/Bademeister, sich über etwas so Kompliziertes wie internationale Währungs- und Finanzgeflechte zu äussern?

Halt! Wir hätten unbedingt gleich zu Anfang darauf hinweisen müssen, dass Herr Hildebrand nicht nur sehr gut schwimmen - währungstechnischer Fachausdruck für diese Tätigkeit: "floaten" - kann, sondern aktuell auch Präsident der Schweizerischen Nationalbank ist.

In dieser Eigenschaft sah er sich aufgrund der von Europa seit einiger Zeit veranstalteten, äusserst abwechslungsreichen "Euro-Chaos-Tage" gezwungen, Dinge zu tun, die ein Schweizer Banker derzeit eigentlich so sehr scheut wie der Teufel das Weihwasser. Nämlich beispielsweise in grossem Stil Euro einzukaufen. Die SNB hat damit die Geldmenge an Schweizer Franken ausgeweitet und so eine Deflationsgefahr verhindert.

Gleichzeitig sollte damit auch die massive Aufwertung des Frankens teilweise rückgängig gemacht werden. Die Deflationsgefahr konnte verhindert werden, die Frankenstärke nicht. Deshalb hat die Schweizerische Nationalbank bei ihren Devisengeschäften ziemlich heftige Buchverluste erlitten.


Worin ein gewisser Dr. Christoph Blocher, der sich seit 69 Jahren im Wahlkampf befindet, nicht nur einen Sündenfall erster Klasse erblickte, sondern daraus auch - und das ist ganz, ganz schlimm - eine Defloration der Mutter Helvetia konstruierte.

Wir wollen jetzt nicht der verwickelten Frage nachgehen, inwieweit eine Frau Kinder haben kann, ohne vorher ihrer Jungfräulichkeit verlustig gegangen zu sein - dies betrifft eher die Kompetenzen der vatikanischen Glaubenskongregation -, sondern uns vielmehr der Frage zuwenden: "Deflation, Defloration, Depilation" - oder was? Was wird das gemeine Volk von all dem verstehen? Viel zu verwirrend fürs einfache Volk; gemäss SVP muss es ohnehin immer nur simple Gleichungen verstehen: "SVP = Schweiz = gut; Ausländer = kriminelles Pack = Arschlöcher!"

Wer jetzt fragt, welche Qualifikation hat eigentlich dieser Blocher, sich über etwas so Kompliziertes wie internationale Währungs- und Finanzgeflechte zu äussern, der hat das Wesen der Schweiz schlichtweg überhaupt nicht verstanden! Das Wesen der Schweiz, das kongruent ist mit demjenigen der SVP, die als einzige Schweizer Partei legitimiert ist, sich zu allen Fragen zu äussern, eben dieses Wesen sagt aus, dass Dr. Blocher auf Lebenszeit dazu autorisiert ist, sich ständig ungefragt zu allem zu äussern.

Die Frage nach Fachwissen stellt sich wahren Schweizern dabei nicht. Sie plappern vielmehr, ihrem Führer folgend, nach: "Deflation, Defloration, Depilation" - oder was? Blödsinn: Hildebrand muss weg - Wilhelm Tell for President of the Swiss Nationalbank!

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