
Wir springen auf einen Medientrend auf: Kolumnen von Eltern über ihre Nöte am Frühstückstisch, Spielplatzerlebnisse sowie Kleinkriege mit der Schulpflege erfreuen sich grösster Beliebtheit.
Von der "Annabelle" bis zur "Zeit", kein Blatt ohne Spielecke für die von Familienpflichten belasteten Teilzeit-Redakteure, die in wohlgeordneten Worten Alltagsfrust und Elternstolz absondern.
Genau das wollen wir auch bieten! Und noch mehr: Die Redaktion hat den Hintergedanken, dass durch die gezielte Förderung von Eltern und Grosseltern auch die nächste Generation von "Nebelspalter"-Lesern wenn nicht lesen lerne, so doch recht gerate.
Wir schätzen uns ausgesprochen glücklich, mit dem ausgebildeten Bademeister und fünffachen Vater Paulo Zedmic (42) einen kompetenten Autoren in house zu haben, der für diese Aufgabe qualifiziert ist. Herr Zedmic stammt aus dem Ostblock und lebt seit 25 Jahren in der Schweiz. Er ist mit einem Teilpensum im Medienpalast Horn tätig, daneben widmet er sich voll der Erziehung seiner Kinder, die notabene in verschiedenen Haushalten leben. Seine Hobbys sind DJ, Pokern und Theologie.
Herr Zedmic wird monatlich eine Leserfrage beantworten. Wenn Sie mit Ihrem Nachwuchs nicht mehr weiterwissen, mailen Sie einfach an hausdienst@nebelspalter.ch. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihren Kleinen und diesen Spalten!
Soll ich meinem Sohn die Schuhe binden?
«Mein Sohn ist 15. Bisher hat er nie Schuhe mit Schnürsenkeln getragen und ich vermute, dass er sie gar nicht binden kann. Im Herbst beginnt er eine kaufmännische Lehre. Muss man da nicht Schuhbändel knüpfen können?»
Paulo Zedmic: Nein. Das spielt heute keine Rolle mehr. Abgesehen davon, dass Schuhknöpfe an keiner Schule geprüft werden, gibt es genug Schuhwerk mit alternativen Verschlüssen. Ihr Sohn sollte einfach darauf achten, keine Damenstiefel mit Reissverschluss zu tragen. Oder abgelatschte Joggingschuhe mit Klett, was ja oft ein Synonym für Billigware ist. Mein Ältester, Sebastian, musste das erfahren. Er wurde vor ein paar Jahren von einem Arbeitgeber nach Hause geschickt, weil er nach der Basketballfreinacht direkt und ungewaschen im Sporttenü am Arbeitsplatz auftauchte. Er servierte damals in einem Café, wo es solche Ausfälle einfach nicht verträgt, wegen des Kundenkontaktes. Seither gebe ich ihm immer, egal wohin er geht, frische Wäsche mit auf den Weg. Seb hat ja inzwischen eine eigene Wohnung, aber die Wäsche wasche ich ihm gerne, damit er sich hin und wieder zu Hause zeigt.
Kein Kulturverlust
Selbst wenn Ihr Sohn modische Schuhe vermag, die oft Schnürsenkel haben, braucht er sich keine Sorgen zu machen. Die Jugendlichen wissen sich zu helfen. Sie schnüren ihre Schuhe unter dem Fuss hindurch, so dass das mühsame knüpferische Genöpper hinfällig wird. Dass die Kunst des Schuhbindens verloren geht, ist kein Kulturverlust. Nur Fischer oder Ferientechniker brauchen heute noch das Knopfwissen der Seefahrer. Selbst wenn Ihr Sohn als Model für eine Luxusuhrenmarke auf einem Segelschiff posieren sollte, werden die dekorativen Knoten auf dem Set in der Regel von einer professionellen Ausstattung besorgt.
Kontrolle lohnt sich
Problematischer ist ein anderer Aspekt: Es darf nicht so weit kommen, dass Kinder vor der Volljährigkeit bestimmen, was sie anziehen sollen. Ich halte es für unabdingbar, dass Eltern die Kleider ihres Nachwuchses bis zum vollendeten 16. Altersjahr kontrollieren. Dieser Kampf kann mitunter hart sein, aber er lohnt sich. Korrekt angezogene Kinder sind erfolgreicher. Viel zu viele Kinder laufen in schrecklich kitschigen, viel zu bunten und mit unsäglichen Motiven versehenen Lumpen herum. Eltern mit Stil aber bezahlen keine Textilien, ohne selbst auszuwählen.
Eva R. aus P.