Der Beginn einer bemerkenswerten Karriere

Jan Peters | veröffentlicht am 07.10.2011

Wir vom «Nebelspalter», dem letzten staatstragenden eidgenössischen Presseorgan überhaupt, das noch nicht in der Hand von Kommunisten ist, wir haben uns noch nie am grassierenden Banken-Bashing beteiligt. Ganz im Gegenteil waren wir, entgegen der manipulierten öffentlichen Meinung, immer der Ansicht, der Grübel Oswald wisse in seiner tollen Bank schon genau, wer wo was in seinem Namen tue.

Der Beginn einer bemerkenswerten Karriere
Christine Ribic | (Nebelspalter)

Umso herber traf uns der Schlag, als ruchbar wurde, dass einer von den Londoner UBS-Golden-Boys mal eben lumpige 2,3 Milliarden Franken versemmelt hätte und Grübel darüber gar nicht informiert gewesen wäre. Es spricht für diesen untadeligen Bankenführer, dass er sofort die Verantwortung übernahm: «Ich übernehme die Verantwortung. Schuld habe ich allerdings keine.» ? Ja, wie jetzt? Und was bedeutet sein Rücktritt? «Ich trete zwar zurück, aber zurück trete ich deshalb noch lange nicht!» Oder wie oder was? 

Ziehen wir einen geschichtlichen Vergleich zur Verantwortungsübernahme: Erwin Rommel vergeigt den Nordafrikafeldzug; der Führer tobt in Berlin, beisst vor Wut in den Teppich. Weder Rommel, der an die Westfront versetzt wird, noch der Führer, der sowieso nicht dicht war, treten zurück; sondern machen einfach so weiter. 

Verfolgen wir die UBS-Verantwortungskette weiter nach oben, so landen wir beim Verwaltungsratspräsidenten und Ex-Bundesrat, dem Villiger Kaspar. Dessen Haupteigenschaft scheint darin zu bestehen, in unterschiedlichem Masse «enttäuscht» zu sein. Während ihn das Grounding der Swissair noch einigermassen enttäuschte, zeigt er sich jetzt bereits schwer enttäuscht; hauptsächlich von Grübels Rücktritt. Um das in der City of London in der Themse versenkte Geld ist es zwar auch etwas schade bis enttäuschend, aber das ist dennoch zu verschmerzen, da es nicht Villigers Zaster war. 

Anyway, die UBS behält das Investment Banking! Oder soll das weltweit geachtete Swiss Banking vielleicht auf Raiffeisen-Niveau absinken? Wo in tiefster Provinz dermassen simple Geschäfte abgewickelt werden, dass sogar die Banker sie verstehen und beherrschen?

Was soll denn nun um Gottes willen mit dem schneidigen deutschen Porsche-Fahrer Grübel geschehen? Soll er Sozialhilfe beantragen? Oder soll er zum Film gehen? Als Nachfolger von Buster Keaton, dem Mann, der niemals lachte?

Da tut sich doch gerade jetzt wie gerufen eine Opportunität für Grübel Oswald auf: Die Calmy-Rey hat beschlossen, nicht mehr weiter öffentlich rumzuzicken. Dadurch geht zwar die SVP eines ihrer Lieblingsfeindbilder verlustig, aber Agitprop-Chef Mörgeli wird schon einen Ersatz für sein redundant reaktionäres Gefasel finden.  

Und Oswald Grübel wird Bundesrat. Unter Berücksichtigung seiner besonderen Fähigkeiten käme das Militärdepartement infrage; dort kann er dann Hedge Funds einrichten, mit deren Hilfe darauf gewettet werden kann, ob/wann die Armee neue Kampfflugzeuge erhält.

Artikel erschienen in der Ausgabe

loader