Film ab!

Marco Ratschiller | veröffentlicht am 02.01.2012

Ungefähr jeder 1000. Schweizer hat Schätzungen zufolge schon einmal im Rahmen einer Nahtoderfahrung seinen Lebensfilm vorvisioniert – zumindest den ersten, vorhandenen Teil.

Film ab!
Swen (Silvan Wegmann) | (Nebelspalter)

Geschätzte Leserinnen und Leser

Zwar werden in unserem Land jährlich rund 15 Millionen Kino­­eintritte gezählt (mit abnehmender Tendenz), aber die 7000 Lebensfilme liegen klar über den Besucherzahlen eines durchschnitt­lichen Schweizer Films.

Aus cineastischer Sicht ist der Forschungsstand zu dieser Filmgattung allerdings erschreckend dürftig: Verfügte das Jenseits schon vor den Gebrüdern Lumière über bewegte Bilder oder behalf man sich drüben wie hüben mit einem aufwendigen Gemäldezyklus? Ähnlich gelagerte Fragen stellen sich zur Einführung des Tonfilms, des Farbfilms und zur jüngsten Einführung der 3D-Technologie.


Daneben fällt mit Blick auf einschlägige Literatur auf, dass sich noch kein vom klinischen Todsein Zurückgekehrter über einen ärgerlichen zwanzigminütigen Trailer-Vorspann beklagt hat, auch die hierzulande übliche Glacé- und Popcorn-Pause hat noch niemand erreicht, was darauf hindeutet, dass diese Gattung noch stärker durch Subventionen finanziert wird wie das heimische Filmschaffen. Bemerkenswerter ist allerdings, dass noch keinem Nahtoderfahrenen je aus Ver­sehen bereits zu viel des eigenen  Films oder gar fälschlicherweise ein anderer Streifen vorgeführt worden ist.

Dagegen steigt derzeit die Zahl derer, die schon im Diesseits das Gefühl nicht loswerden, im falschen Film gelandet zu sein: Sie leben am Horn von Afrika, in Syrien, in zahllosen Regionen dieser Welt. Behalten wir das für einen Moment vor Augen, ehe wir jetzt wieder zurück ins Komödienfach wechseln.

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