Der grosse Fresken-Bschiss

Acer Ferrari | veröffentlicht am 05.09.2012

Ho-ho-hosianna, folks!Folgende Meldung machte vor Kurzem in den Medien dieser Welt die Runde:

Der grosse Fresken-Bschiss
red. |   (Nebelspalter)

Hobby-Restauratorin ruiniert Jesus-Fresko - Eigentlich hatte es Cecilia Giménez (80), Bürgerin von Borja in Spanien, nur gut gemeint, als sie ein abblätterndes Jesus-Fresko in der Stadtkirche Santuario de Misericordia restaurierte.

Aber das Ergebnis schockiert nicht nur Fachleute - es dürfte als missglückstester Restaurierungsversuch aller Zeiten in die Kunstgeschichte eingehen. Wo der ursprüngliche Schöpfer des Freskos - Elías García Martinez, ein Maler des 19. Jahrhunderts - dem Gesicht Jesu einen sanftmelancholischen Blick verlieh, starrt jetzt eine flächige Fratze von der Wand, deren Ausdruck maskenhaft erstarrt ist. Das Bild sehe aus wie ein aufgeblähter Igel, urteilt der britische Guar­dian

Man konsultiere dazu Abbildung 1 - links das fragliche Fresko im angeblichen Originalzustand, rechts nach der angeblichen Überarbeitung durch Frau Giménez.Die Wahrheit ist freilich um einiges schrecklicher: Frau Giménez hat keine Farbe auf-, sondern versehentlich Farbe abgetragen, und zwar, indem sie das Werk ordentlich mit Meister Proper (respektive Maestro Propero, dem spanischen Pendant dazu) abgeschrubbt hat.

Das Gesicht, über das sich jetzt alle lustig machen, befand sich unter dem bekannten Fresko von Elías García Martinez. Dieser hat den Jesus auf dem linken Foto über den Jesus auf dem rechten Foto gepinselt.

Der Jesus auf dem rechten Foto ist also der echte. Und er wurde etliche Hundert Jahre vor dem 19. Jahrhundert gemalt, so viel haben nun geheime wissenschaftliche Tests ergeben, von der die Öffentlichkeit natürlich noch nichts weiss - das heisst: bis zum Erscheinen dieses Conspiracy Corner.

Die Wissenschaftler haben in der Folge auch bei anderen bekannten Darstellungen von Jesu Gesicht nachgeschaut, ob sich etwas darunter befindet, so beim «Letzten Abendmahl» von Da Vinci. Das Resultat: siehe Abbildung 2.

Und weil Jesus nach katholischer Lehrmeinung ja Gottes Sohn ist, hat man gleich auch noch Michelangelos «Adam» genauer unter die Lupe genommen: siehe Abbildung 3.

Hoppla.

Die Darstellungen von Jesus und seinem Vater, die wir bisher kannten, sind also Fälschungen. Von der Kirche grossflächig in Auftrag gegeben. In Wirklichkeit sahen die beiden aus wie - vom Guardian beschrieben.

Keine, äh, besonders freudige Entdeckung, wie ich finde. Und wenn Gott den Menschen nach seinem Bilde schuf, dann sind wir in Wirklichkeit ja alle ...

Oje, oje.

Your american IgelAcer Ferrari, Verschwörungsexperte

(Übersetzung: Gion Mathias Cavelty)

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