
Oh, TannenbaumNach Weihnachten ist die perfekte Zeit, Platz für Neues zu schaffen. WährendAdventskränze meistens nicht für einen zweckmässigen Wohnungsbrand taugen, sondern lediglich für einen erbärmlich ruinierten Tisch und ein bisschen Russ an den Wänden, sind Weihnachtsbäume weit effektiver:
Von Vorteil in der Nähe von leicht entflammbaren Vorhängen platziert und richtig schön ausgedörrt bieten sie die Gelegenheit schlechthin, die Kunst des Wohnens etwas zu forcieren.
Der Ausspruch «Schatz, lass uns die Kerzen des Baumes noch ein letztes Mal anzu?nden», heisst anfangs Januar u?bersetzt nichts anderes als «Lass uns die Wohnung renovieren und komplett neu einrichten». Wichtig in solchen Situationen ist allemal, vorgängig den Fluchtweg freizulegen (leere Bierkasten, Taschen mit Geschenken fu?r die Brockenstube, verstaubter Hometrainer) und sich mit dem Einmaleins der fachmännischen Evakuation ? nein, liebe Männer, das hat nichts mit Sex zu tun! ? vertraut zu machen: Fernseher und Kinder zuerst, Notrufnummer 118 bereithalten, ruhig sprechen und die Treuekarte des favorisierten Einrichtungshauses in Sicherheit bringen. Der Goldhamster darf bleiben, im Namen der Glaubwu?rdigkeit, das Ganze soll ja spektakulär sein.
Je nach Verhältnis zu den Nachbarn du?rfen diese nach Ausbruch des Brandes ebenfalls gewarnt werden. In Mehrfamilienhäusern mit einer Vielzahl an Hobby-Innenarchitekten empfiehlt es sich, die erste Partei mit einem Wohnungsbrand zu sein, weil jeder weitere Brand im gleichen Gebäude und mit der gleichen Ursache den netten Herrn von der Versicherung auf den Plan ruft. Ein kurzes Abchecken bei der Begegnung in der Waschku?che («zu?ndet ihr die Kerzen auch noch mal an, soll doch so gefährlich sein») schafft hier Klarheit. Je nach Wohngebiet entschärft sich das Konkurrenzproblem ein bisschen, weil ein Grossteil der Bewohner muslimischen Glaubens ist. Ein Ramadan fängt nun mal kein Feuer. Wer richtig professionell vorgehen will, der zu?ndet die Kerzen an einem Samstag tagsu?ber an und geht sich schon mal in die Möbelhäuser ein bisschen umsehen. Sich bei der Ru?ckkehr vielleicht noch lautstark bei den Feuerwehrmännern beschweren «hier ist ja alles zugestellt, wie soll ich da zu meinem Parkplatz kommen») und nachher schockiert fragen, welche Wohnung es denn sei, runden das Programm ab. Glaubwu?rdigkeit ist und bleibt das A und O. Und rucki zucki haben Sie eine neue Wohnungseinrichtung. ? Ehrlich, das klappt immer! Neu ist die Idee ja nicht; das haben die damals schon im alten Rom gemacht. Nur Mut, versuchen Sie es selbst, bauen Sie sozusagen aus einem Streichholz eine neue Einrichtung. Einfach und schön ? das ist ja wie Weihnachten!