Maurers Glücksjahr

Nik Minder | veröffentlicht am 31.01.2013

Herr Bundespräsident Maurer, was ist Ihr grösster Wunsch für das Jahr 2013?
Dass mein politischer Erfolg allein mir zugeschrieben wird.< ...

Maurers Glücksjahr
Philipp Ammon | (Nebelspalter)

Herr Bundespräsident Maurer, was ist Ihr grösster Wunsch für das Jahr 2013?
Dass mein politischer Erfolg allein mir zugeschrieben wird.

Was wollen Sie damit andeuten?
Ich möchte das Image, im Schlepptau von Christoph Blocher gross geworden zu sein, ein für allemal aus der Welt schaffen.

Aber er war doch gewissermassen Ihr Mentor?
Wissen Sie, jeder Mensch hat irgendwann mal die Chance, einen guten Lehrmeister zu finden. Was er daraus macht, hängt von der eigenen Intelligenz und Kreativität ab und liegt in seiner eigenen Verantwortung.

Und diese Chance haben Sie genutzt.
Natürlich, sonst wäre ich jetzt nicht Bundespräsident.

Worauf gründet Ihre politische Karriere?
Schon als Gemeinderat entdeckte ich mein Flair für wichtige politische Anliegen und Ränkespiele. Und während meiner Amtszeit als Präsident der SVP etablierte sie sich wohl nicht grundlos zur stärksten Partei der Schweiz.

Dass Sie ausgerechnet in diesem Jahr Bundespräsident sind?
... die Zahl 13 ist meine Glückszahl, wenn Sie das meinen. Ich bin ein positiv denkender Mensch. Schon im alten Römischen Reich und im alten Griechenland galt diese Zahl als Glückszahl wie auch im heutigen Japan. In Mexiko ist sie sogar heilig. Und im 2. Buch Moses, Kapitel 34, werden die dreizehn Eigenschaften Gottes angeführt.

Also sind Sie immun gegen das hierzulande verbreitete schlechte Image der 13?
Wissen Sie, ein Politiker wäre kein guter Politiker, wenn er mit negativ operierendem Aberglauben politisieren würde.

Hat Ihnen die Kultshow «Viktors Spätprogramm» nicht eher geschadet als genützt?
Wenn Humor und Satire in der Politik keinen Platz mehr haben sollten, wäre das ein Armutszeugnis in unserem Land. Hätte es mir geschadet, wäre ich jetzt nicht Bundespräsident.

Okay, das sagten Sie bereits. Wo sehen Sie Ihre Stärken als Bundespräsident?
Mein Image als senkrechter Schweizer zu zementieren.

Wie soll man das verstehen?
Mein Geschäft ist die Innenpolitik, die Neutralität, die Verteidigungsstrategie, das Wohl unseres Volkes.

Das behaupten alle Politiker. Aber wie handeln Sie danach, wie setzen Sie Ihre Aussagen um?
Es gibt klare Regeln in der Politik. Ideen, Vorschläge, Verbesserungen, Visionen sind politische Aufgaben, und diese müssen der Gesellschaft vermittelt werden. Umsetzungen bedingen ein gutes Gespür, wem man diese überträgt.

Aber man hat oft den Eindruck, die Aussagen der Politiker würden nicht mehr ernst genommen, und die Kluft zwischen «denen da oben» und «jenen da unten» werde immer grösser. Was tun Sie persönlich gegen diese verallgemeinernde Volksmeinung?
Sehr viel. Ich fühle mich intensiv mit dem Schweizervolk verbunden. Ich will nicht nur die beste Armee, wie Sie wissen, ich werde auch an meinem Beliebtheits-Image feilen, mich unters Volk mischen, mich mit ihm freuen an unserer erfolgreichen gemeinsamen Strategie, der Schweiz eine sichere Zukunft in allen Bereichen zu ermöglichen.

Das versprechen alle Politiker?
Ein Politiker, der nicht an die Zukunft glaubt, ist ein untauglicher Politiker. Ich wäre sonst wohl kaum Bundespräsident.

Genau, das sagten Sie schon.
Gewisse Aussagen kann man nicht oft genug betonen, damit sie verstanden werden.

Und werden Sie denn im Bundesratsgremium immer verstanden?
Die Kunst des gegenseitigen Verstehens ist nicht jedermanns Sache. Aber es geht schliesslich um die Durchsetzung der eigenen Überzeugung.

Und das gelingt Ihnen immer?
Ich arbeite daran. Manchmal braucht es auch das nötige Feingefühl für die Materie und das übrige Bundesratsgremium.

Und das haben Sie?
Ich arbeite daran. Man lernt aus der Erfahrung.

Welche Erfahrung?
Wie und wo man das Feingefühl einsetzt.

Wie spüren Sie, wie und wo wie viel Taktik angewendet werden muss?
Aufgrund wahrnehmbarer ausgesendeter Signale im Kollegium.

Entgegen Ihrer Erscheinung und Ausdrucksweise fällt es nicht leicht, Ihnen eine feine Sensibilität zuzuschreiben.
Sie kennen mich nicht, denn in einer harten Schale ist oft ein weicher Kern.

Das heisst, Sie geben sich nach aus­sen ein hartes Profil, scheitern aber dann mal an Ihrem Empfinden?
Das würde ich nicht als Scheitern bezeichnen, vielmehr als überlegtes, analytisches, konstruktives intelligentes Denken zum Wohle der ganzen Nation.

Herr Bundespräsident Maurer, danke für Ihre Offenheit und ein glückliches 2013.

Die Fragen stellte

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