
Die unlängst in die ewigen Altmetallgründe eingegangene «Eiserne Lady» stiftete selbst posthum noch ungeahnte Verwirrung, als die Todesnachricht unter dem Schlagwort #Nowthatcherisdead im digitalen Kurznachrichtendienst Twitter die Runde machte: «Now Thatcher is dead» - «Nun ist Thatcher tot.»
Etliche Fans der amerikanischen Sängerin Cher verfielen darauf prompt in tiefe Trauer und Bestürzung, hatten sie besagtes #Nowthatcherisdead doch als «Now that Cher is dead» interpretiert: «Nun, da Cher tot ist».
Doch keine Sorge: Cher lebt. Im Gegensatz zu Margaret Thatcher. Am Ende hatte dann doch der Rost gesiegt: Englands streitbare «Iron Lady» hat die Seiten gewechselt und sitzt seither beim traulichen Open end-Five o'clock tea mit ihren Kumpels Pinochet, Saddam Hussein und Suharto. Und natürlich mit Ronald Reagan, ihrem Bruder im neoliberalen Deregulierungsgeiste, der sie einst als «Englands besten Mann» bezeichnet hatte. Die «Iron Lady» also doch ein «Iron Man»? Den kannte man bis dato nur als Synonym für einen Triathlon. Passt trotzdem: Denn einen solchen bestritt die toughe, so gar nicht magische Maggie ihr ganzes politisches Leben lang: In den drei bevorzugten Disziplinen «Gewerkschaften zerschlagen», «Sozialstaat demontieren» und - von ihr mit besonderem Enthusiasmus betrieben - «Resteuropa vor den Koffer scheissen». Letzteres tat sie beispielsweise mit ihrem trotzigen, in Brüssel lautstark vorgetragenen «I want my money back!» - «Ich will mein Geld zurück!». (Nicht zu verwechseln mit «I want my bunny, mac!» - «Ich will mein Häschen, Kumpel!»: Das war Berlusconi!)
Nicht minder legendär: Ihr berühmtes «The lady's not for turning!» - «Die Dame lässt sich nicht umdrehen!» Und ihre Angewohnheit, bei Verhandlungen ihre Handtasche wie eine Waffe vor sich auf dem Tisch zu platzieren, hat sogar als «handbagging» Eingang in den allgemeinen englischen Sprachgebrauch gefunden - in der wenig schmeichelhaften Bedeutung «etwas rücksichtslos durchsetzen». - Weitere «Highlights» des so segensreichen thatcherschen Wirkens: Die geplante Abschaffung der in Geld ausgezahlten Arbeitslosenunterstützung zugunsten einer Wiedereinführung des archaischen Suppenküchensystems und, last not least, die Denunziation Nelson Mandelas als «Terrorist».
Fazit: Wenn man «lava tories» als Sammelbegriff für charakterlich besonders eruptiv strukturierte britische Konservative verstehen will, war Mrs. Thatcher zweifellos deren schillerndste Vertreterin und damit, um im wortspielerischen Bild zu bleiben, Britanniens oberste Klofrau: «The Queen of lava tories». - Übrigens: Dass dieser Artikel hier die Gute sich im Grabe umdrehen lassen würde, steht nicht zu befürchten. Gilt letzten Endes doch auch in diesem Fall: The lady's not for turning!