
Früher, beispielsweise im Mittelalter, da wussten die Menschen noch, wo oben und unten war: Oben thronte Gottvater, darunter die gottgewollte Obrigkeit, unten kam die Bevölkerung. Und die schuftete wacker und ohne zu murren, ging sonntags in die Kirche, kaufte Ablasszettel, zahlte den Zehnten plus sonstige Steuern - und hielt im Übrigen ganz gepflegt das Maul. Und zwar durchgehend.
Besonders letztgenannte Tugend ist der Menschheit weitgehend abhandengekommen. Noch schlimmer: Es wird gar nicht mehr erkannt, dass das Maulhalten eine staatstragende Grundtugend schlechthin darstellt.
Wir vom «Nebelspalter», dem einzigen Satiremagazin der Welt, das nicht unter Regierungskontrolle steht, wir warnen an dieser Stelle ausdrücklich davor, dass bürgerlicher Ungehorsam und/oder Hochmut sowie das dauerndeTwittern und Posten in den sogenannten «sozialen Netzwerken» direkt in den Abgrund führen werden. Und zwar sehr bald schon. Davon kann bereits jetzt verbindlich ausgegangen werden.
Warum wir das wissen? Googeln Sie doch mal: «Woher vermeint ausgerechnet «Nebelspalter»-Autor Jan Peters zu wissen, dass das Ende der Welt naht und es gemäss seiner mehrfach überzeugend vorgebrachten Ansicht dem Menschen durchaus - bis mehr als - angemessen wäre, in Sack & Asche zu gehen und sich endlich einmal bussfertig zu zeigen, statt ständig an allem herumzumeckern?» - Nun, welches Ergebnis erhalten Sie? Gar keins! Da können Sie mal sehen, wie weit Sie mit Ihrem elektrischen Plunder bei mir kommen.
Da Sie allerdings den «Nebelspalter» lesen und sich insofern als eines der letzten denkenden Exemplare der Spezies Homo sapiens geoutet haben, erkläre ich Ihnen exklusiv all dies einmal ganz kurz im Folgenden.
Basisgliederung:
1. Management Summary
2. Beschreibung der vorliegenden Problemfälle inklusive historischen Exkurses sowie einiger Transferleistungen, die bereits erste Wege zur Problemlösung aufblitzen bzw. als begehbar erscheinen lassen (eigentlich erst Punkt 4 dieser Gliederung, wird aus aktuellem Anlass auf 2 vorgezogen; zumindest partiell)
3. Analyse der identifizierten Problemfälle
4. Lösungsansätze
5. Hasta la vista, Baby.
Zu Punkt 1: Management Summary:
Es sieht bös? aus.
Zu Punkt 2: Die heutige grundsätzliche, inzwischen international verbreitete Wutbürger-Haltung (siehe Brasilien, Türkei etc. etc.) voraussetzend, hätte sich ein folgenreiches Ereignis der Weltgeschichte folgendermassen zugetragen:
Eva (süsslich): Liebster, bitte probier einmal von diesem verlockend süsssauren Apfel.
Adam (säuerlich): Wo ist das Biozertifikat? Chemieverseuchten Mist kannst du selber fressen, alte Schlampe!
Diese paradiesische Urszene, die erstmalig hier im «Nebelspalter» korrekt dargestellt wird, legte übrigens nachvollziehbar den Grundstein dafür, dass wir es heute soziologisch fast nur noch mit Patchwork-Familien zu tun haben.
Die weiteren Punkte obiger Basisgliederung werden in «Nebelspalter»-Folgeausgaben dargestellt werden. Basta!
Now for something completely different: Was wissen wir vom Brasilianer? Er wohnt bevorzugt in Favelas, wo er sich mit Drogengangs herumschlägt, falls er nicht selbst Mitglied einer solchen ist, spielt mit Leidenschaft Fussball oder schaut demselben zu. Das nahm die FIFA zum Anlass, dem Brasilianer eine Fussball-WM zu schenken. Unter geringfügiger Kostenbeteiligung. Und was macht der Brasilianer, der Hornochse? Er protestiert.
Back to Europe: Als kürzlich Präsident Erdogan durch Istanbul flanierte, sah er zu seiner Entrüstung inmitten der herrlich betonierten Stadt einige veraltete Bäume sinnlos herumstehen. Woraufhin er seinen Stadtplaner anschnauzte: «Das Kroppzeug kommt mir subito weg, du Heiduck!» - «O Sultan, das Gelumpe reissen wir raus und knallen dort eine regionaltypische Shopping Mall hin.» Dies hörten die türkischen Facebook-Wutbürger. Und schon gings los mit der bescheuerten Protestiererei.
Es gibt kaum noch Staaten, in denen die Führung die Staatsraison aufrechtzuerhalten vermag. Neben Syrien und Nordkorea wäre in diesem Zusammenhang besonders Russland lobend zu nennen. Mit einem winzigen Verbesserungsvorschlag: Wie wäre es, die bügelbrettartigen Damen von «Femen» würden im Rahmen der gelenkten Demokratie gegen brasilianische Samba-Königinnen getauscht? Daraus könnte eine wissenschaftlich fundierte Baywatch-Folgeserie erwachsen: «Östrogene - der Stoff, der Weiber zu Hyänen macht».