Deutschland packts wieder an!

Jan Peters | veröffentlicht am 05.09.2013

Viel zu lange dümpelte der deutsche Wahlkampf lustlos vor sich hin: Kavallerie-Steinbrück erging sich ständig in Themen, die ausser ihn und den Parteivorsitzenden Gabriel niemanden wirklich interessierten.

Deutschland packts wieder an!
Philipp Ammon | Philipp Ammon (Nebelspalter)

Frau Bundeskanzlerin auf Lebenszeit CDU-Merkel tat so, als gäbe es keine sozialdemokratische Partei in Deutschland, die «richtige» Linke zelebrierte weiterhin mit masochistischer Hingabe ihre BRD-/DDR-Stellungskriege, und die Grünen schritten mit sadistischem Vergnügen darin vorwärts, auf dem Hintergrund unseres untergehenden Planeten den Verbotskatalog für benzin- und stromverschwendende sowie fleischfressende Öko- und Klima-Säue drastisch zu verschärfen: Wer nicht mindestens siebenmal pro Woche Vegi-Tage einhält, wird in einen abgelegenen ostfriesischen Gulag abkommandiert und muss dort lebenslänglich einst vom Führer trockengelegte Moore wieder mit Torf und Wasser auffüllen.

Aus dieser eher tristen Einleitung könnte man vorschnell den Schluss ziehen, dass mit Deutschland in der jetzigen Verfassung kein Staat zu machen sei. Einst strahlten Deutschlands Technik, Arbeitseifer und Organisationstalent seiner Bewohner wie Kometen der Verheissung am Himmel des internationalen Wettbewerbs. Dann passierte Schreckliches, völlig Unerklärliches, dessen grauenhafte Stichworte nennbar wären mit: Flughafen Berlin (scheinbar zu errichten analog dem DDR-Motto zum 13. August 1961: «Niemand hat vor, einen Flughafen zu bauen»). Stuttgart 21.?Elbphilharmonie Hamburg. Drohne «Euro Hawk». Und so weiter.

Hautnah spür- und individuell nachvollziehbar wird diese bundesrepublikanische Götterdämmerung immer dann, wenn man als unternehmungslustiger Mensch den waghalsigen Versuch unternimmt, mittels der Deutschen Bahn das Deutsche Vaterland reisend zu durchqueren. Nicht nur, dass es der Exportweltmeister Deutschland offensichtlich verlernt hat, Züge pünktlich und technisch jederzeit funktionierend durchs Land zu bugsieren - ein Dauerversagen, das schon für sich genommen deprimierend genug wäre; fast noch schlimmer erscheint das unglückselige Benehmen vieler Bahnbediensteten, deren herzzerreissende Inkompetenz nur noch von schier unüberwindbarer Lustlosigkeit überboten wird.

Trotzdem, noch ist nicht alles verloren, und die Deutschen wären nicht die Deutschen, liessen sie sich selbst diesen grauenhaften Schlendrian auf Dauer durchgehen. Im Politischen geht ein Ruck durchs Land: Deutschland erwacht, krempelt die Ärmel hoch und packt wieder tatkräftig an.

Noch viel zu wenige haben indessen bemerkt, dass diese entscheidende Wende von jemandem in Angriff genommen wurde, der immer schon wusste, wo es langgeht, wenn es auch sonst keiner wusste. Und dies seit 1968.

Die ersten vorsichtigen Andeutungen zu diesem «Wunder von Frankfurt», das im Politischen dem 1954er-Wankdorf-Wunder im Fussballerischen kein bisschen nachsteht, erfolgten kürzlich in einer eher unbedeutenden Frankfurter Gazette in Form von Spekulationen, welche Regierungsbildungen nach dem 22. September in Berlin denk-, wünsch- und/oder sonderbar wären.

Und wer hat da wie gemutmasst? Daniel Cohn-Bendit, der sich als einen der bedeutendsten Politiker unserer Zeit ansieht, verstiess vorsätzlich gegen ein Denkverbot, indem er anregte, die Grünen mögen doch bitte Koalitionen mit der CDU fürderhin nicht mehr ausschliessen. In Hessen könnte man ja mal einen Testmarkt dafür riskieren.

Der Nebelspalter, der als einziges Presseorgan Europas keinerlei Denkverbote kennt, hat undercover recherchiert und ist auf Erstaunliches gestossen: Unter dem Vorsitz des Roten Dany haben kürzlich um Mitternacht in einer Tank- und Rastanlage bei Frankfurt erste Sondierungsgespräche zwischen CDU und Grünen stattgefunden; beide Parteien sind der Meinung, es gehe bei der neu formierten «Wetterauer Front» hauptsächlich darum, Bewährtes mit Vertrauensvollem zu vereinen. Als Kanzler der Kontinuität ist Helmut Kohl im Gespräch, Familienminister mit dem Herzensthema Kindertagesstätten soll Cohn-Bendit werden.

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