
Das Spektrum Kanadas bewegt sich zwischen Glühwein und Eiswein. 43 % aller Kanadier halten Eiswein für cool.
Dank innovativer Techniken wird der beliebte Glühwein gleich in Beuteln ausgebaut. In der Provinz Ontario müssen die Trauben oft mit dem Schneemobil geerntet werden, das ist weltweit einmalig. Früher haben Kanadier steif- und festgefroren behauptet, es gäbe überhaupt nur zwei Jahreszeiten: «Winter & getting ready for it». Die US-Amerikaner gehen davon aus, dass alle Canucks in Iglus hausen und sich von Tiefkühlkost ernähren. Aber jetzt kommt der Klimawandel: Goodbye Packeis, oder wie die Franzosen sagen: Arrivederci, denn das Eis schmilzt, die Staatsfläche schrumpft schneller als gedacht. Eistaucher sind beschäftigungslos, Eisbären müssen zu Grizzleys umgeschult werden, Schlittenhunde werden depressiv. Schnee findet sich höchstens in den Nachtclubs von Toronto. Auch die Winzer leben zwischen Frost und Frust, denn die Natur läuft Amok. Harmlose Bäche verwandeln sich in reissende Fluten, nicht mal die Niagarafälle sind, was sie mal waren. Dafür können die Kanadier in Saskatchewan, Alberta und sogar am Yukon Rebberge anlegen, die natürlich meist von innen beheizbar sind. Berüchtigt sind die Eisbeerenauslesen aus Yellowknife und die Süssweine aus der Gegend um Jasper, die nahtlos in Ahornsirup übergehen. Ein wenig unterkühlt kommt der Schneeweissburgunder von Jeffrey Musher daher, einem Einerkanadier aus Dawson City, beide brauchen ihre Zeit, um aufzutauen, dann jedoch zeichnet den Wein ein fruchtiges Aroma von Dosenananas aus, was einleuchtet, denn in Kanada wachsen keine Ananas. Wenig Neues hingegen in British Columbia, wo die Hänge so steil sind, dass die Reben ein Überhangmandat brauchen und auf seltenen Erden gedeihen. Die Ausmergelböden gestatten ein fulminantes Gaumenkino zwischen Auftakt und Abgang, besonders der Courtenay Kabinett von Vancouver Island, eine Cuvée aus zwei Dritteln Cabernet, einem Drittel Cabernet blanc und einem Drittel Merlot - also vier Drittel insgesamt, da kriegt man wirklich etwas fürs Geld. Fazit: Den kanadischen Markt gilt es unbedingt im Auge zu behalten.