Ban Ki-moon

Marco Ratschiller | veröffentlicht am 30.01.2014

Da hat sich der oberste Repräsentant der edlen menschlichen Rasse aber bös in die Nesseln gesetzt, um sich mit beherztem Sprung direkt in ein Fettnäpfchen von der Grösse eines Whirlpools zu retten. Ban Ki-moon bittet zur Syrien-Friedenskonferenz. Eine Konferenz, an der die Einigung darüber, ob...

Ban Ki-moon
Michael Streun | (Nebelspalter)

Da hat sich der oberste Repräsentant der edlen menschlichen Rasse aber bös in die Nesseln gesetzt, um sich mit beherztem Sprung direkt in ein Fettnäpfchen von der Grösse eines Whirlpools zu retten. Ban Ki-moon bittet zur Syrien-Friedenskonferenz. Eine Konferenz, an der die Einigung darüber, ob die Schreibblöcke in den Verhandlungszimmern kariert oder liniert sein sollen, bereits als politischer Durchbruch zu gelten hat. Die überraschende Ein- und postwendende Ausladung des Irans, Bassar al-Assads Schutzmacht, droht die Konferenz scheitern zu lassen, bevor sie angefangen hat, und wird für Ban Ki-moon zu dem, was die Weltpresse unisono als Fauxpas par excellence bezeichnet: Der routinierte Südkoreaner ist auf dem diplomatischen Parkett ausgerutscht.

Bis heute ist dabei noch nie die Frage beleuchtet worden, weshalb die Arbeitsumgebung von Diplomaten stets mit rutschigem Parkett ausgekleidet ist, während die Privatwirtschaft ihre Führungsetagen bekanntlich konsequent mit Teppich auszustatten pflegt. Der Hinweis, dass die Verhandlungsparteien in Montreux und Genf auch ohne Staubmilben schon reichlich Kreaturen im Konferenzraum zu gewärtigen haben, auf die sie allergisch reagieren, mag zutreffen. Andererseits gedeiht auch in mancher Teppichetage das grösste Ungeziefer meist nicht im, sondern auf dem Bodenbelag. In einem Konflikt, in dem die Kriegsparteien ihre Kontrahenten sonst bestenfalls in Räume führen, die weiss gefliest sind und anschliessend mit einem Schlauch abgespritzt werden können, bedeutet Diplomaten-Parkett jedoch ungeachtet jeglicher Gleiteigenschaft ein Fortschritt und ein Hoffnungsschimmer.

Der syrische Bürgerkrieg ist für Friedens-Strategen in etwa das, was ein TV-Auftritt von Bundesrat Schneider-Ammann für einen PR-Spezialisten bedeutet. Sagen wir: eine echte Herausforderung. Wem es gelingt, das Konfliktgebiet ohne langes weiteres Blutvergiessen zu befrieden, der hat wahrscheinlich schon im Kindergarten gordische Knoten entwirrt und Kreise quadriert. Jedenfalls wäre in diesem Fall ein Friedensnobelpreis weit angebrachter als bei den ganzen Maulhelden aus Washington und Brüssel, die in den vergangenen Jahren geehrt wurden. Also dann - ganz ohne Pointe und doppelten Boden: Von nun an wieder guten Stand und rutschfeste Sohlen, Herr Generalsekretär!

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