
Ferienbetrüger werden immer dreister und professioneller: Nach vorgegaukelten Autopannen, bei denen Hilfsbereite nichtsahnend ausgenommen werden, häufen sich nun Berichte über perfekt inszenierte Autobahnraststätten, auf denen Touristen clever das Geld aus den Taschen gezogen wird.
Automobilclubs schlagen Alarm: Ferienreisende, die auf eigenen vier Rädern unterwegs sind, müssen vor einem neuen Betrüger-Trick auf der Hut sein, der sie teuer zu stehen kommen kann. Pop-up-Raststätten, die auf unbewirtschafteten Autobahn-Ausstellplätzen eröffnet werden, sind für ungeschulte Laien praktisch nicht von echten Anlagen zu unterscheiden. «Wie schon von den Skimming-Attacken mit falschen Kartenlesegeräten an Bankomaten her bekannt ist, schaffen es die Betrüger inzwischen auch bei Raststätten, das Original bis ins kleinste Detail zu kopieren», sagen Sicherheitsexperten des zuständigen Bundesamtes Astra: «Von der Signalisation bis zum Selbstbedienungsrestaurant stimmt jedes Detail. Selbst Experten können nur noch staunen.»
Schweiz besonders betroffen?
Ins Rollen gebracht hat die Sache ein Bericht in der belgischen Zeitung «Het Nieuwsblad». Demnach ist eine flämische Familie, die mit ihrem Wohnmobil zwischen Zürich und Chur unterwegs war, auf der A13 einem solchen Pop-up-Rastplatz zum Opfer gefallen. «Wir haben überhaupt keinen Verdacht geschöpft, bis wir beim Wegfahren bemerkten, dass wir in knapp einer Stunde 300 Franken verloren hatten», wird der Familienvater zitiert: «Dabei hatte unsere fünfköpfige Familie lediglich etwas Einfaches zu Mittag gegessen und etwas Reiseproviant dazugekauft.» Eine teure Erfahrung für die Familie aus der Nähe von Antwerpen: «Wir sind nun aus finanziellen Gründen gezwungen, unseren Italien-Urlaub zwei Tage früher zu beenden.»
Experten suchen derzeit noch nach eindeutigen Indizien, wie Automobilisten falsche von echten Raststätten unterscheiden können. «Die Täter gehen wirklich raffiniert vor. Die Produkte und Dienstleistungen sind nahezu identisch, selbst die Preise sind bei Original und Fälschung in perfider Weise ähnlich überrissen.» Besonders gerne wird dabei offensichtlich auf das Marché-Konzept gesetzt, bei dem Ahnungslose im Restaurant von verschiedenen «Marktständen» Produkte auf ihr Serviertablett laden, die dann an einer «Kasse» alle einzeln abgerechnet werden - was sich mächtig aufsummieren kann. Im Moment klammert sich die Polizei an ein einziges Indiz: «Wenn Sie auf einer Autobahnraststätte für den WC-Besuch nichts bezahlen müssen, ist das Risiko gross, dass es sich um eine gefälschte Anlage handelt. Offenbar bekunden die Gauner nämlich Mühe damit, an Bezahl-Drehkreuze in genügender Stückzahl zu kommen.» Die Devise heisst also: Lieber etwas mehr bezahlen, um nicht abgezockt zu werden.