Hans Erni

Jonas Werner | veröffentlicht am 06.11.2014

Hans Erni bin ich 2005 zum ersten Mal begegnet. Damals war er schon 129 Jahre alt und malte noch immer diese wunderschönen Bilder.

Hans Erni
Andy Harper | (Nebelspalter)

Unser «Treffen» fand im Lift zum Redaktionsraum der «Schweizer Illustrierten» statt. Erni hat den Zyklus «Jugend im Fluss» beendet. Die Vernissage in der Roten Fabrik lief gut an und SRF berichtete gross darüber. Wir wollten ihn für ein doppelseitiges Interview mit der damaligen Miss Schweiz, Lauriane Gilliéron, bei uns haben.

Ich war damals Praktikant im Ressort «Leben und Style». Hans Erni plante eigentlich zu Fuss hochzukommen. Aber seine Ärzte warnten uns bereits eine Woche früher: Ernis Hüftgelenk, das noch im zweiten Weltkrieg von der Firma «Landolt & Arbenz» eingesetzt wurde, verträgt keine schnelle Luftdruckveränderungen. Das ist übrigens auch der Grund, warum Erni nie fliegt.

Item, die Redaktion bat mich, ihn bei der Türe «abzufangen» und ihn zum Lift zu geleiten. Wir standen dann ganz nah nebeneinander. Er roch gut. Nach Moos und Ölfarben. «Herr Erni», sprach ich ihn an, «mein Name ist Jonas Werner, ich bin Praktikant der «Schweizer Illustrierten». Ich mag Ihre Bilder!» Erni guckte mich an und suchte meine Hand. «Hier ist sie, Meister». Der Malerfürst nahm sie und drückte eine kleine Toblerone hinein!

Nach dem Interview durfte ich ihn nochmals nach unten begleiten. Wieder stand ich mit dem lebenden Fossil im gleichen Lift. «Meister, die Schokolade schmeckte gut. Vielen Dank!» Hans Erni raschelte nochmals in seiner Tasche herum und reichte mir diesmal seine Brille. Wahrscheinlich ein Versehen. Vor zwei Jahren verkaufte ich sie auf Ricardo. 350 Franken! Danke, Hans!

loader