
Atemnot und hohen Blutdruck verursachte der finanzpolitische Blitzentscheid der Nationalbank. Stündlich stieg danach das Fieberthermometer der Schweizer Wirtschaft. Und schlimmer als eine Grippewelle erfasst ein Virus die Bevölkerung: das hochgradig ansteckende Euro-Schnäppchenjäger-Virus.
Zehntausende, ja Hunderttausende von Schweizern hasten, hetzen und hecheln den neuesten Preisbrecher-Angeboten hinterher. Bei Migros purzeln die Preise - also sofort hin! Kaum hat man den Migros-Sack mit verbilligten Waren gefüllt, meldet Coop an, noch tiefer zu gehen - also sofort hin! In jeder Hand eine prallvolle Einkaufstüte folgt man darauf dem Aldi-Aufruf, hier noch billiger einzukaufen! Schweizer veranstalten Einkaufswagen-Rennen, wenn über Lautsprecher verkündet wird «Der Aufschnitt in Regal 5 ist soeben um zwei Punkte gefallen!»
Die SBB senkt die Ticketpreise ins Ausland! Gut, da wollten wir sowieso hin, um einzukaufen! Oder gleich mit dem Basler Drämmli nach Weil in Deutschland, weils billiger ist! Plötzlich fällt der Benzinpreis - aber wo nun genau? In der Schweiz, bei Rudi Rüssl! Ansonsten aber steigt er - ausser in Grenzregionen! Gut, dass man wegen der Einkäufe so viel Auto fährt - da braucht man gleich mehr Billig-Benzin! Und wenn der Benzinpegel noch nicht tief genug ist, noch eine Spritztour zum Möbelhaus: der gibt jetzt 30 Prozent Rabatt! Die Schweizer tanken ihre Vorratskanister voll, lagern sie neben dem Chemineeholz wie Notvorrat!
Das BAG nimmt die Entwicklung mit Besorgnis zur Kenntnis, dass viele Einwohner alarmierende Stresssymptome aufweisen: Stottern an der Kasse, Panik-Hamsterkäufe (bei Preisschildern «Es hett solangs hett»), plötzliches Weinen (an Gestellen mit der Aufschrift «Gratis zum Mitnehmen», die bereits geleert sind), Bettnässen (im Möbelhaus, beim Matratzen-Probieren).
Der Wirt des Virus war der Volkswirt Thomas Jordan, der über drei Jahre billig Euro eingekauft hat wie ein Verrückter und nun als Erster zusammengebrochen ist. Jedoch nicht, bevor er die Krankheit weitergeben konnte: Die wenn auch üblicherweise robuste Gesundheit des Schnäppchenjägers leidet unter den sich überstürzenden Preisabschlägen. Irgendwann kollabiert der Kreislauf, und eine besorgniserregende Anzahl von Billig-Käufern ist bereits dehydriert in Notfallkliniken eingeliefert worden, wo sie selbst noch in der Anästhesie ihre Einkaufstaschen fest umklammert hält. Ihre ersten Worte beim Aufwachen sind: «Wo bin ich? In Konstanz?» Das BAG veröffentlicht daher folgende Tipps, die dem Burnout vorbeugen:
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Anlageberater.