
Wenn der Berg ruft, meine Lieben, dann sollten Sie schon genau hinhören: Er hat uns einiges zu sagen. Wir sollten doch im Keller unsere Skiausrüstung holen gehen und sodann die frische Alpenluft geniessen kommen. Es sei gesund. Ja, solche Dinge ruft der Berg. Und wenn er ruft, meine Damen, dann können sogar Männer zuhören.
Tatsächlich sind die Schweizer Berge die schönsten der ganzen Welt, die Schweizer Hoteliers die innovativsten (was immer dieses Modewort bedeuten mag) und der Schweizer Schnee am weissesten. Nicht zu vergessen das Personal in den Bergrestaurants, das immer ein nettes Lächeln übrig hat, wenn wir die Rösti ohne Speck wünschen, obwohl in der Speisekarte doch für jeden Idioten schwarz auf weiss lesbar geschrieben steht, dass es die Rösti mit Speck zu kriegen gibt. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah ist.
So richtig offiziell ruft der Berg seit nunmehr hundertfünfzig Jahren, im Winter zumindest. Und viele Schweizer Ohren hören inzwischen auch den österreichischen Berg rufen, aus unerfindlichen Gründen, obwohl das natürlich drollig klingt, wegen des Dialekts. Aber: Es grenzt an Landesverrat, als Eidgenosse ins Nachbarland Ski fahren zu gehen. Wir gehen ja auch nicht nach Deutschland Lebensmittel einkaufen, wenn wir in Grenznähe wohnen, oder? Als ob Sie eine ausländische Automarke anstelle einer schweizerischen präferieren würden. Eben: Geht gar nicht.
1865 also reisten die ersten Briten in die Schweiz, weil es da im Winter so schön schneite, wie es in England im Sommer regnet. Zugegeben klingt es in guten Kreisen auch weitaus besser, wenn man sagt, man habe sich in den Schweizer Bergen beim Skifahren das Bein gebrochen als bei einem Fehltritt auf einen Schafsdreck in Schottland. Und so kamen immer mehr. Die fremde Sprache der Touristen war für die Walliser und Bündner kein Problem, zumal sie ja ebenfalls eine Sprache sprechen, die sie selbst untereinander nicht verstehen.
Zeitgleich mit dem Wintertourismus wurde auch das Klagen der Hoteliers erfunden: Kein Schnee, leere Betten und Touristen mit Sonderwünschen in Restaurant werden pünktlich beklagt, sodass sogenannte Unterländer seit nunmehr hundertneunundvierzig Jahren die Befürchtung haben, dass der Schweizer Wintertourismus im Sterben liege. Ja, es geht bergab mit den Skigebieten.
Und so enden diese Zeilen mit einem inbrünstigen Appell, liebe Leserin, lieber Leser: Hören Sie hin, wenn der (Schweizer!) Berg ruft! Wählen Sie eine Schweizer Destination und betreiben Sie somit aktive Strukturerhaltung mit Ihren Aktivferien! Und vor allem: Bestellen Sie verdammt nochmal diejenige Rösti, die auf der Karte steht!