Weinland Schweden

Thomas C. Breuer | veröffentlicht am 01.06.2015

Ganz Schweden, ein Land also, das sich gelegentlich als Switzerland durchzumogeln versucht und nicht selten sogar als Swasiland durchgeht, dieses Land jedenfalls hat das Luciafest am 13. Dezember erstmals vermehrt mit eigenem Wein gefeiert.

Weinland Schweden
(Nebelspalter)

Die Klimaerwärmung machts möglich, der schier unstillbare Durst des Königs kommt begünstigend hinzu. Man sollte eigentlich nicht allzu viel erwarten von einem Land, in dem Häuser aus Knäckebrot gebaut werden und der Kaffee aus Sägespänen hergestellt wird, aber der Trelleborger Grünburgunder ist tatsächlich ganz ordentlich und für Veganer geeignet, der Solbacken-Hälsobacken aus Ystad überzeugt durch sein filigranes Säurespiel. Der Gutedel aus Simrishamn ist erstaunlich gut, der Schlechtedel aus Knållerby allerdings katastrophal - ein Tropfen, der einen langfristig am Einschlafen hindert und in eine schwere Depression stürzen lässt, die weiteren Weinkonsum erforderlich macht.

Hier wäre unbedingt eine längere postfermentative Maischestandzeit anzuraten. Dabei ist in Schweden und Norwegen in entlegeneren Regionen polaren Zuschnitts Volltrunkenheit ohnehin nur mithilfe des Fernstudiums möglich. Ein ganz besonderer Wein ist 2015 der «Kungliga slottet» - eine Mittsommernacht-Cuvée aus royalen und bürgerlichen Reben, die anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von Prinz Carl Philip und Sofia Hellquist ausgeschenkt werden wird, die traditionsgemäss nicht hinter schwedischen Gardinen heiraten, sondern öffentlich.

Schwedischer Wein ist natürlich teuer, weil die Winzer nur mit Gefahrenzulage arbeiten, sind die Beeren doch ein willkommenes Fressen für die überall präsenten Bären. Dazu nehmen während der Lese gemeine Schnaken rund um die Uhr Stichproben bei den Pflückern. Ausserdem ist Schweden, wie der geneigte Leser aus zahllosen Krimis weiss, ein heillos kriminelles Land, wie geschaffen für Massaker. Beachten Sie in diesem Zusammenhang auch die neueste Veröffentlichung des Verfassers dieser Kolumne: «Die Bestie von Bullerby».

Ein Wermutstropfen für alle schwedischen «vinodlare», wie man dort die Winzer nennt: Der nördlichste Weinberg findet sich leider im finnischen Olkiluoto, wo ein AKW für die erforderliche Wärme sorgt.

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