
Plakatständer 2: Oh nein, dich hat es nun also auch erwischt. Plakatständer 1: Was ist los?
2: Na was schon? Schau dich doch mal an. Du hast einen Politikerkopf.
1: Ja, ich weiss. Saublöd.
2: Gratuliere. Du bist der Erste.
1: Auf diese Ehre könnte ich gerne verzichten.
2: Mach dir nichts draus. Bald werden wir alle so aussehen wie du.
1: Ich hasse Wahlen. Nichts als Köpfe und Namen, Köpfe und Namen, Namen und Köpfe.
2: Langweilige Köpfe.
1: Langweilige Grafik.
2: Langweilige Texte. Was steht bei deinem Kopf?
1: «Für alles, was Recht und gerecht ist.»
2: Eben.
1: Naja. Politiker wollen halt nichts Falsches sagen. Gegen Gerechtigkeit kann niemand etwas haben.
2: Und die Menschen sehen einen Kopf, lesen etwas von Gerechtigkeit und denken dann: «Super, den wähle ich»?
1: Keine Ahnung. Ich bin kein Mensch. Ich mache hier nur meinen Job. Um was gehts eigentlich bei deinem Plakat?
2: Keine Ahnung. Da steht «Arbeit bleibt hier». Wohl ein dadaistisches Gedicht. Oder Politik. Jedenfalls unverständlich.
1: Die sollten Politik von Plakaten fernhalten.
2: Letzten Monat hatte ich diese tolle Uhrenwerbung. Ein wunderschön altes Doppeldeckerflugzeug, ein cooler Pilot mit Lederjacke und einem Seidenschal, dann diese Uhr am Handgelenk. So sehen Helden aus. Also wenn ich ein Mensch wäre, hätte ich diese Uhr sofort gekauft.
1: Aber der Mensch, der diese Uhr kauft, sitzt dann damit nicht in einem Doppeldecker. Sondern auf dem Sofa vor dem Fernseher.
2: Aber er träumt davon, Pilot zu sein. Das ist das, was Plakate tun können. Träume vermitteln.
1: Sollen die etwa den Typen auf meinem Plakat in ein Flugzeug setzen?
2: Wieso nicht? In Russland funktioniert das. Putin auf dem Pferd, Putin bei der Bärenjagd?... - Könnte nicht schaden, wenn ein Held im Bundeshaus sitzen würde.
1: Ein Held ist er wohl nicht. Aber ich bin mit ihm nicht schlecht bedient. Zum Glück ist es keiner aus der SVP.
2: Du interessierst dich doch gar nicht für Politik.
1: Tu ich auch nicht. Aber die SVP-Köpfe werden immer wieder verunstaltet. Blöde Sprüche. Oder Hitlerschnäuzchen.
2: Ich wurde letztes Jahr mit Tomaten be-worfen.
1: SVP?
2: Nein, UBS.
1: Ja, man macht schon einiges mit. Blöd ist an diesen Politikerkopfplakaten, dass man nicht wirklich dahinterstehen kann.
2: Jetzt überschätzt du deine Rolle als Plakatständer etwas.
1: Ich nehme meinen Job ernst. Und will ihn mit Leidenschaft machen. Und Engagement.
2: Es hat schon abgefärbt.
1: Was?
2: Der Kopf. Du sprichst wie ein Politiker.
1: Mein Gott!