Bayern

Thomas C. Breuer | veröffentlicht am 01.10.2015

In diesen Tagen geht in München das Oktoberfest zu Ende. Vor dem Volk der Bayern und seinen merkwürdigen Ernährungsgewohnheiten kann nicht genug gewarnt werden. Wer vegetarisch veranlagt ist, sollte sich eine Lunchbox mitnehmen. Nicht mal bajurvedische Kost ist zu empfehlen - Bayern ist jenseits von vegan ...

Bayern
(Nebelspalter)

... Wer hingegen seinen inneren Schweinehund Gassi gehen lassen möchte, ist hier bestens aufgehoben. Wenn der Bayer mal mit der Zeit geht, ist es die Brotzeit. Würde Bayern - was viele Preussen hoffen - endlich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, würde der deutsche Gesamtverzehr von Schweinernem rapide sinken, ebenso das Alkoholvolumen. Abzapft wär!

Bayern, das ist Gamsbärtigkeit und Bierdimpflität in Tateinheit, dazu die ganzen Schützenvereine, die Wadlnklatscher und Jodler, die Fingerhakler und Goassl-Schnalzer, nicht zu vergessen dieser grauenvolle jesusmässige Almauftrieb in Oberammergau. Um all diese Exzesse zu überleben, braucht der Bayer deftige Kost: Wollwürste, zum Beispiel Bierwürste - das Bier ist die Mass aller Dinge -, Milzwürste, Blutwürste, überhaupt: Too big to fail! Der Bayer weiss Wurst zu machen  und selbige auch in abenteuerlichen Ritualen zu verzehren.

Knödel gehen hier als Fastengericht durch. Das königlich bayrische Amtsgericht aber ist und bleibt die Brezn. Ähnlich den Italienern macht man auch vor Vögeln nicht halt: Kasspatzen werden im Allgäu vertilgt. Barbarisch bajuwarisch. Bei Germknödeln sollte man vorsichtig sein: Im Englischen bedeutet «Germ» schlicht Keim. Manche Speisen sollten zum besseren Verständnis ohnehin mit Untertiteln verzehrt werden: Obazda, Reiberdatschi, Kren, Schuxen, Böfflamott, was sich übersetzt zu «Boeuf à la mode». Oder Gselchtes: Selchen heisst im bayrischen Idiom «räuchern», der Zufall will es aber, dass die Technik von einem Metzger namens Xaver Elchinger im oberfränkischen Maria Schmolln erfunden wurde, was heisst erfunden, wir ahnen es, es war purer Zufall, der Schuppen geriet in Brand, in der die Schinken hingen, konnte aber gerettet werden usw. und man fand, dass das dem Schweinernen gut bekommen ist.

Hier gilt sie noch, die alte Spontiweisheit: «Die Schweine von heute werden der Schinken von morgen sein!». Wenn Sie Fleischfresser sind, werden ihnen die Bayern gerne ein paar Schweine in den Weg legen. Wenn man sich allerdings derart einseitig ernährt, muss man sich bald die Frage stellen, was gefährlicher ist - Blutrache oder Blutwurst?

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