
Die Schweizerische Flüchtlingshilfe führt ein Pilotprojekt durch: Inden Kantonen Aargau, Bern, Genf und Waadt können Gastfamilieneinen Flüchtling aufnehmen. Leider funktioniert die gute Absichtnicht in jedem Fall. Wie dieses dem «Nebelspalter » vorliegendeRückgabeprotokoll zeigt.
EHEMANN: Wir wollen unseren Flüchtling wieder zurückgeben. Wir hatten ihn drei Wochen, er ist also noch ganz neu.
SCHWEIZER FLÜCHTLINGSHILFE: Eigentlich sollte der Flüchtling ja mindestens sechs Monate bei Ihnen bleiben. Der ist ja schliesslich kein Mietauto.
EHEFRAU: Er hat ja auch keine Beule. Aber das mit Rolf hat leider wirklich nicht funktioniert.
SFH: Wer ist Rolf?
SIE: Rolf, unser Flüchtling. Also, Ex-Flüchtling. Er heisst eigentlich Hussein, aber wir haben ihn umgetauft.
ER: Ja, Hussein klang irgendwie so negativ vorbelastet. Und da wir ihm das Zimmer von unserem Sohn Rolf gegeben haben, der ausgezogen ist ...
SIE: ... und uns nie besucht!
ER: ... da hat der Name Rolf schon Sinn gemacht. Alle von Rolfs Sachen sind ja auch noch mit Rolf angeschrieben.
SFH: Aha. Und was genau hat denn nicht mit ihm funktioniert?
SIE: Vor allem die Integration. Wir haben uns bemüht, ihn überall zu integrieren. Ich nahm ihn sogar mit zum Einkaufen. Aber da war Rolf voll überfordert von allem. Dabei hab ich ihm sogar seine eigene Coop-Supercard machen lassen. Aber man konnte ihn nicht zum Posten schicken. Der hat immer nur Wasser gekauft, Wasser, Wasser, Wasser. Unter uns, Rolf hat ein Trinkproblem.
ER: Ich habe ihn im Rotary-Club vorgestellt. Weil er zu Hause glaube ich auch in so einemVerein war, dachte ich, der mag das Vereinsleben. Wie hiess sein Club noch?
SIE: Irgendwas mit Boko Haram.
ER: Der hat auch nie gelacht! Da kannst du machen, was du willst. Sogar wenn wir ihn beim Jassen extra gewinnen liessen. Der hat einfach nicht gelacht.
SIE: Ich glaub, er war auch immer traurig wegen seiner Freundin, von der hat er oft erzählt.
ER: Ja, die Isis. Die hat er schon vermisst.
SFH: Rolf - ich meine, Hussein - war bei der ISIS?
SIE: Ja, aber ich glaub, die haben Schluss gemacht. Weil immer, wenn er die Isis erwähnt hat, hat er uns so böse angesehen und so gemacht, mit der Hand über den Hals - das bedeutet wohl Schluss machen.
SFH: Haben Sie ihm auch bei der Stellensuche geholfen?
ER: Natürlich. Wir haben ihm eingetrichtert: das Wichtigste ist Networking. Networking! Aber hat er genetworkt?
SIE: Leider nicht. Aber als du ihn zum Feldschiessen mitgenommen hast, da war er ganz gut.
ER: Ja, schiessen kann der Junge. Aber wenn wir wieder mal einen nehmen, dann müsste er dann bitte schön schon Deutsch können. Sonst ist das schwierig.
SFH: Und wo ist Rolf nun?
SIE: Er ist im Auto. Wir haben ihm gesagt, jetzt kommt der Schlepper und holt dich wieder ab.
SFH: Er muss sich doch erst hier eingewöhnen. Die Idee der Flüchtlingshilfe beruht übrigens auf dem Prinzip von Geben und Nehmen...
ER: Eben, wir haben ihn genommen und jetzt geben wir ihn zurück.