Jetzt gehts um die Wurst

Daniel Kaufmann | veröffentlicht am 09.11.2015

Nun rückt uns also auch noch die Weltgesundheitsorganisa­tion WHO auf die Pelle. «Wurstmacht Krebs», sagt sie. Also überhaupt das ganze verarbeitete Fleisch.

Jetzt gehts um die Wurst
(Nebelspalter)

Das kann uns natürlich nicht Wurst sein. Zwar gibt es durchaus auch Zweifel an der WHO-Studie. So sind die St.?Galler beispielsweise überzeugt, dass der Krebs nicht in der Bratwurst steckt, sondern im Senf. Dennoch sollten wir nachdenken.

Das Problem besteht ja eigentlich darin, dass eine Wurst verarbeitetes Fleisch ist. Man müsste also eine Wurst herstellen können, ohne Fleisch zu verarbeiten. Das heisst, der Cervelat sollte nicht als Schwein zur Welt kommen, sondern als Cervelat. So ein Schwein ist doch ein zweifelhaftes Zwischenprodukt, das aus heutiger Sicht kaum mehr Sinn macht. Dinge wie Grunzen, Quieken und im Schlamm wälzen führen letztlich zu einer unnötigen Emotionalisierung in der Herstellung. Es muss doch beim heutigen Stand der Technik möglich sein, diesen Produktionsprozess zu entschlacken.

Und die Evolution darf auch mal wieder einen Schritt vorwärtsmachen. Wenn man sieht, wie sich das Telefon seit der Erfindung vor 150 Jahren bis zu den heutigen Smartphones entwickelt hat. Das Schwein ist in dieser Zeit mehr oder weniger stehen geblieben. Aber man kann nicht das Schwein zum Sündenbock machen. Bei allen Tieren, die zum Verzehr gedacht sind, ist ein Upgrade angezeigt.

Das Tier 2.0 würde von Anfang an in seiner kosumentenorientierten Endform existieren. Im Hühnerstall würden also beispielsweise Pouletflügeli herumflattern. Und was für eine  Erleichterung für Wanderer, wenn auf den Wiesen nicht riesige Kühe, sondern harmlose kleine T-Bone-Steaks weiden würden. Und Cipollätli wären perfekt als Haustiere für Kinder. Klein, süss, pflegeleicht, wollen nicht Gassi gehen und machen alles mit. Mit gezielten Investitionen in die Wissenschaft und einer grosszügigen Haltung in der Gentechnik wäre das alles möglich. Es würde viele Probleme lösen.

Gegen eine Stopfleber, die nicht gestopft wird, sondern ein artgerechtes Stopfleber-Leben führt, kann niemand etwas haben. Oder gegen Froschschenkel ohne den Frosch. Oder Affenhirn ohne Affe. Es sind die vorherrschenden mittel­alterlichen Produktionsmethoden in der Fleischindustrie, welche die Menschen ra­dikalisieren und sie in den Ve­geta­rismus treiben. Das Blutbad in den Schlachthäusern muss ein Ende haben. Denn selbstverständlich würde man diesen neuen Geschöpfen einen beschränkten Lebenszyklus einprogrammieren. Wenn man also den Landjäger erst noch erschiessen muss, bevor man ihn essen kann, ist ja nicht so viel gewonnen. Und man würde die Wesen mit Vitaminen ausstatten und allem, was die Ernährungswissenschaft in dem Moment gerade für gesund erachtet.

Ja, es käme die interessante Frage auf, ob ein «Schweins»-Plätzli, das nie ein Schwein war, überhaupt Fleisch ist. Vielleicht ist es sogar vegan.

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