Rote Muscheln mit schwarzen Perlen

Andreas Thiel | veröffentlicht am 13.11.2015

Dass dieser Titel in irgendeinem Zusammenhang mit dem folgenden Text steht oder sonst irgendwie Sinn macht, darf bezweifelt werden.

Rote Muscheln mit schwarzen Perlen
(Nebelspalter)

Man kann fast nichts mehr glauben. Das Gerücht, dass die Kapitalisten heimlich versuchen, das Geld abzuschaffen, damit sie keine Steuern mehr zahlen müssen, stimmt nicht. Und es ist auch nicht wahr, dass Sozialdemokraten geldgierig sind. Wenn die Sozialdemokraten alle vom Staat leben und immer mehr Geld fordern, dann geht es ihnen nur um Gerechtigkeit. Und dass es sich beim Darwinismus um eine religiöse Sekte handelt, welche die Existenz Gottes leugnet, ist zwar nur teilweise nicht gelogen, hingegen wurde von verschiedenen Seiten bestätigt, dass der Dalai Lama im Jahre 1997 anlässlich des Besuchs eines Versuchslabors von Monsanto in einem teilgehirnamputierten Laboraffen die 26. Inkarnation des Erfinders der Vivisektion erkannt und ihn fast geheilt hätte, wenn dieser nicht für den nächsten Versuch wieder abgeführt worden wäre.

Die Meldung übrigens, der Selbstmordattentäter, der bei einem New Yorker Malergeschäft einen Transportwagen entwendet und sich vor dem Museum of Modern Arts mit einer ganzen Ladung bunter Farbkübel in die Luft gesprengt hat, habe einen Abschiedsbrief hinterlassen, in welchem er von einem göttlichen Gesamtkunstwerk spreche, entspricht auch nicht der Wahrheit. Und es stimmt doch nicht, dass man auf einer Autobahn nicht wenden kann. Wenn man eine Ausfahrt verpasst hat und deshalb wenden und gegen den Verkehr fahren muss, dann muss man bloss das Volllicht und die Warnblinkanlage einschalten.

Die Behauptung, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende geht, ist allerdings längst widerlegt. Das Leben nach dem Tod ist der beste Beweis dafür, dass diese Behauptung frei erfunden ist. Und die häufigste Todesart auf Haiti ist übrigens nicht, wie gerne behauptet wird, das Ausrutschen auf herumliegenden Bananenschalen. Die meisten Haitianer werden von herunterfallenden Kokosnüssen erschlagen. Und wer geglaubt hat, der Halbmond werfe bloss Halbschatten, irrt. Und der Sonnenfinsterling ist kein gemeiner Schmetterling. Hingegen gibt es fleischfressende Flöhe. Aber nur an Land. Dass Wasserflöhe Fische fressen, ist ein Vorurteil. Vielmehr fressen Fische Wasserflöhe. Dass man unter Wasser verschwommen sieht, stimmt allerdings. So sieht man unter Wasser verschwommene Fische.

Dass man in den Versuchslaboratorien von Monsanto Fischen Tomatengene eingepflanzt hat, stimmt nicht. Wozu auch? Die Fische wären ja dann einfach bloss weniger lange haltbar. Dass man Tomaten Fischgene eingepflanzt hat, um sie haltbarer zu machen, stimmt wiederum. Dass länger haltbare Stachelbeeren Stachelrochengene enthalten, wird bestritten. Auch dementiert der Saatgutkonzern Monsanto, er habe Igeln Seeigelgene eingepflanzt, um sie haltbarer zu machen. Das wäre auch eine abartige Idee, ist doch der Igel gar nicht mit dem Seeigel verwandt. Der Seeigel ist vielmehr mit der Seegurke verwandt. Das beweist indirekt auch die Verwandtschaft des Fischs mit der Tomate. Mit dem Unterschied, dass Tomaten nicht fliegen können.

Auch entspricht es der Tatsache, dass der Stachelrochen mit dem Igel verwandt ist, mit dem Unterschied, dass der Stachelrochen nicht fliegen kann. Nicht aber der Seeigel, der ist verwandt mit der Seegurke. Dass die Limette mit der Mandarinente verwandt ist, ist aber genauso falsch wie die Behauptung, der Tintenfisch sei ein Vorfahre des Buntspechts. Und dass aus der Kreuzung einer Klapperschlange mit einem Schwertfisch ein Säbelrasseltiger entsteht, ist reine Spekulation. Was aus der Kreuzung von Kreuzotter und Kreuzspinne herauskommt, wollen wir gar nicht erst wissen, und worauf eine Kreuzung zwischen Sandfloh und Gletscherfloh hinausläuft, entzieht sich unserer Vorstellungskraft.

Richtig wiederum ist die Mutmassung, dass aus einer Kreuzung eines Zackenbarschs mit einer Ringelblume das Meerschweinchen entstanden ist und aus der Kreuzung von Stabheuschrecke und Kugelfisch der Lampion. Woher die Rasierwasserpflanze kommt, ob es sich dabei um die Kreuzung einer Schnittblume mit Wiesenschaumkraut handelt, und wozu die Sonnenblumen-Nachtcrème gut sein soll, ist zumindest nebulös. Das Gerücht übrigens, dass man aus gewissen Assoziationsketten nie mehr herausfindet, ist eine Lüge. Hingegen entspricht es der Tatsache, dass im Muotathal Tiere gekocht und gefressen werden.

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