Albanien

Thomas C. Breuer | veröffentlicht am 04.05.2016

Spieler des EM-Gegners Albanien ernähren sich kaum anders als die der Schweizer Nati, da die meisten albanischen Kicker eh Super- bzw. Challenge-League spielen.

Albanien
(Nebelspalter)

Für das Essen bleibt nicht immer allzu viel Geld übrig, da das meiste beim Coiffeur landet. Generell lassen sie sich nur ungern in die Karten gucken - das gilt auch für Speisekarten. Dabei verblüffen die Skipetaren mit einer aus­sergewöhnlichen Küche, die nicht allzu fern der griechischen angesiedelt ist (wie das ganze Land letztlich auch).

Die albanische Küche tendiert zu einer gewissen Rigorosität, die auf gewisse orientalische Einflüsse zurückzuführen ist, man denke nur an Datteln und Ohrfeigen, geschlagene Butter oder grobe Leberwürste. Längst ist Blutwurst beliebter als Blutrache und Fischgerichte gängiger als Standgerichte. Die Lage im Land ist deutlich stabiler als auch schon, nur gelegentlich kommt es noch zu Aufläufen, bei denen manches zu Hackfleisch verarbeitet wird: dem legendären Skipetartar. Aus­serdem ist die Balkanrepublik federführend bei der sog. Reptilienküche, nirgendwo auf der Welt mundet der Kosovowaran besser als im Spezialitätenrestaurant in der Rruga Dritan Hoxha in der Hauptstadt Piranha, wo übrigens ein Escort-Service die Weinbegleitung übernimmt, mit einer Riesenauswahl an Tischweinen und Wildschweinen.

Für manche Speisen bedarf es einer gewissen Einbildungskraft, z.?B. Patëllxhane te mbushura, das sind gefühlte Auberginen, oder gefüllte Schafsdärme, die vorher allerdings entleert werden. Besonders verbreitet ist in Albanien das Albinoschaf, das in den zwanziger Jahren vom Gründer des Landes, Al Bano, zwangsange­siedelt wurde. Dazu reicht man gelegentlich Turshia, wobei es sich um eingelegtes und mariniertes Gemüse handelt. Leider werden die Garzeiten überstrapaziert, weswegen manche Zutaten ausgelaugt wirken.

Aus nichts etwas zu zaubern, ist für die Sterneköche Albaniens eine leichte Übung, z.?B. beim beliebten Dessert Revani me Niseshte - aus Stärke (= Niseshte), Wasser, Butter und Zucker wird eine leckere Süssspeise gezaubert. Wer keine Schwäche zeigen will, nimmt eben Stärke. Dazu kippt man einen Konjak Skënderbeu - und schon ist das Menü perfekt abgerundet. Ju bëftë mirë!, wörtlich übersetzt: Möge es euch gut munden! Und die Nati sei ausreichend gewarnt.

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