
Was Fussball-Experten einen historischen Fallrückzieher nennen: Der «Nebelspalter» wirft einen Blick auf die Entstehung des Sports.
4000 v. Chr. Das Rad wird erfunden. Fussballfreunde sind damit noch nicht zufriedenzustellen, weil das Spiel mit der Scheibe eher wie Eishockey wirkt. Erst als eine verbesserte 3-D-Version auf den Markt kommt, das dreidimensionale Rad, der Ball, geben randalierende Fans Ruhe. In der Frühzeit des Fussballs herrscht der Aberglaube, der Ball dürfe nicht mit der Hand berührt werden. Erst ein Steinzeitmensch namens Maradona war mutig genug, den Ball mit der Hand zu spielen und dies eine direkte göttliche Intervention zu nennen.
2000 v. Chr. Die Chinesen erfinden ein fussballähnliches Spiel namens Cuju als militärisches Ausbildungsprogramm für Soldaten. Daher wird auch heute noch allenthalben von «Söldnern» gesprochen. Von den Chinesen stammt auch die Idee der Spieler-Trikots: Menschen tragen eine gleichfarbige Uniform und sind nur durch Nummern voneinander zu unterscheiden.
350 v. Chr. Aristoteles kritisiert mit seinem bekannten Ausspruch, dass eine Schwalbe noch keinen Frühling macht, den absichtlichen Sturz eines Spielers im Strafraum. Sein Zitat wird zum geflügelten Wort im Fussballjargon.
33 n. Chr. Schon jetzt gilt Fussball als Ersatzreligion. In ihrer Freizeit spielen selbst die zwölf Apostel Fussball. Damit die Mannschaftsgrösse stimmt, bleibt jeweils Judas auf der Reservebank. Er gilt als nicht vertrauenswürdig, weil er Eigentore schiesst. Da Judas aber immer einen Sack voll Münzen hat, darf er jedoch den von ihm perfektionierten «Münzwurf» vornehmen.
50 n. Chr. Die alten Korinther legen pingelig genau fest, dass der Abstand zwischen den Innenkanten der Pfosten 7,32 Meter betragen muss; die Unterkante der Querlatte muss 2,44 Meter vom Boden entfernt sein. In einem Brief an die Korinther bezeichnet Paulus sie als «Korinthenkacker».
500 In England wird bereits eine frühe Art des Fussballs praktiziert: Die Bewohner zweier Ortschaften versuchen, einen Ball durchs gegnerische Stadttor zu befördern. Dadurch ist das Spielfeld mehrere Kilometer lang. Deshalb wird die Soccer-Mom erfunden, die «Fussball-Mutti», die ihre Kinder mit dem Auto zum Spiel fährt und auch wieder abholt, weil Kindern die lange Distanz nicht zuzumuten ist. Auch deswegen nennt man England das «Mutterland des Fussballs».
1555 In Florenz werden die gesellschaftlichen Hierarchien des realen Lebens auf dem Platz aufgehoben. Fortan können Herren ihren Dienern nicht mehr befehlen, ihnen den Ball zu geben. Diese Gleichmachung sorgt dafür, dass Spiele, die vorher in wenigen Minuten entschieden waren, nun 90 Minuten dauern.
1857 Der FC Sheffield gründet den ersten offiziellen Fussballverein der Welt. Wenige Tage darauf beschmieren Hooligans sämtliche Wände der Stadt mit «Sheffielder sind schwul».
1860 Fussball setzt sich in der Schweiz durch, da englische Privatschüler in ihren Internaten Fussball spielen. Auch der FC St.?Gallen wird von englischen Studenten gegründet. Die Wirtschafsstudenten der HSG erfinden den Begriff des «Keepers». Gemeint ist nicht der Torwart, sondern der Bookkeeper, der die Einnahmen verwaltet. Ebenso ist die Wirtschaftsschule untrennbar mit dem Fussballbegriff «Abstauber» verbunden.
1874 Der Unparteiische wird eingeführt, nachdem sich die Parteien viele Jahre nicht darauf einigen konnten, ob es sowas überhaupt braucht.
1899 Der englische Verband erlaubt erstmals den bezahlten Vereinswechsel, zunächst zum Höchstbetrag von zehn Pfund. Manche Spieler werden auch pfundweise verkauft («Pfundskerle»). Die Spieler sind anfangs noch so günstig, dass sie auf dem Pausenhof gegen Panini-Bildchen getauscht werden. Die sogenannte «Ablösesumme» bezieht sich damals noch auf die Summe der falsch eingeklebten Bildchen.
1904 Der Weltverband Fifa wird gegründet und definiert neue Begriffe: «Gefährliches Spiel» bezeichnet den Vorgang einer fingierten WM-Auslosung. Die Fifa hebt die Bestimmung auf, wonach die Hosen der Spieler die Knie bedecken müssen, um endlich auch die weibliche Zielgruppe abzuholen. Die Fifa erfindet den «Absatzkick»: Das ist der Kick, den der Vereinspräsident hat, wenn er etwas von der Steuer absetzen kann, die er ohnehin nicht bezahlt.
1913 Die Fifa führt den «gebührenden Abstand» ein, was die Distanz regelt, die ein Bittsteller zum Schreibtisch des Fifa-Präsidenten einzuhalten hat. Zudem verfügt sie, der Schiedsrichter habe ein Spieleprotokoll anzufertigen. Da der Schiri deshalb oft mit Lesebrille auf dem Platz erscheint, wird der Spruch «Brauchst du eine Brille, Schiri?» schnell zum Sprachgebrauch.
1924 Nach langen Diskussionen über vier Ecken darf nun der Eckball direkt ins Tor geschossen werden. Weiterhin gilt jedoch, dass der Eckball rund sein muss.
1929 Wegen einer grassierenden Arbeitslosigkeit wird das Grümpeliturnier erfunden: Das Freizeitturnier mit ungeübten Kickern gilt als Arbeitsbeschäftigungsprogramm für Sanitäter.
1938 Österreich gelingt der erste Anschlusstreffer. Was sich im Nachhinein nicht als Volltreffer herausstellt.
1954 In Basel wird der europäische Fussballverband Uefa gegründet. Nicht das erste Mal, dass von Basel aus etwas verpestet wird.
1991 Der Fussball erreicht für viele Fans seinen Tiefpunkt, als die erste Frauen-WM ins Leben gerufen wird. Andrerseits sehen viele männliche Fans darin auch die Hoffnung, dass wenigstens jeweils 22 Frauen die Abseits-Regel begriffen haben und nicht während des Spiels danach fragen.
1998 Blatter wird zum Fifa-Präsidenten gewählt und perfektioniert in den folgenden Jahren die Kunst des Dribblings: sich aus ausweglos scheinenden Situationen durch geschicktes Ballspiel immer wieder freizuspielen.
2015 Erstmals wird der sogenannte «Alibipass» eingeführt. Dabei handelt es sich nicht um einen Fussballzug, sondern um die Züge der SBB, in denen vorgegeben wird, der Swisspass diene der Identifikation des Fahrgasts, obwohl er hintergründig der Ermittlung dessen Gewohnheiten gilt - eben Alibipass.