Bye-bye EU! Hello Switzerland!

Daniel Kaufmann | veröffentlicht am 30.06.2016

Die Schweiz war schon schlecht vorbereitet auf den Brexit. Man hätte wenigstens Willkommensschilder basteln können für den Fall der Fälle und eine Musikgesellschaft auf­bieten. Denn wer irgendwo austritt, tritt gleichzeitig irgendwo ein. Grossbritan­nien betritt nun dieses Fleckchen Niemandsland, das immer weiss dargestellt wird auf den EU-Karten. Endlich wächst zusammen, was zusammengehört: die Schweiz und Grossbritannien.

Bye-bye EU! Hello Switzerland!
(Nebelspalter)

Innerlich haben es beide ja schon immer gewusst. Es waren Engländer, die den Schweizer Wintertourismus lancierten. Es war ein Schweizer, der siebenmal Wimbledon gewann. Im Fussball sind die Schweizer zwar schlechter als die Engländer, aber sie verwenden die gleichen Bezeichnungen. Das, was zum Beispiel die Deutschen lächerlicherweise «Eckball» nennen, heisst richtig «Corner», der «Elfmeter» heisst richtig «Penalty», und wenn man ihn verwandelt, gibt es kein «Tor», sondern ein «Goal».

Die Schweizer und die Engländer wissen das. Erfunden wurde der Fussball je nach Legende von den Engländern oder von Sepp Blatter. Die Schweiz und Grossbritannien haben gute Finanzplätze, dafür aber schlechtes Wetter. Es wird Zeit, einen Pakt zu schliessen. Gemeinsam sind die Schweizer und die Briten kaum zu schlagen. Die einen hatten gerne Berge, die anderen hätten gerne ein Meer. Gemeinsam haben sie beides. Vielleicht könnte man die Walliser gegen die Waliser tauschen. Alles ist möglich. Man kann voneinander lernen.

Die Engländer brauen das Bier und die Schweizer bringen ihnen bei, wie man es kühlt. Die Londoner produzieren die roten Omnibusse und lernen von den Bernern die korrekte Aussprache, nämlich «Bös». Zum Frühstück gibt es Porridge mit Rösti. Ausjassen oder ausbridgen muss man, auf welcher Strassenseite die Schweizer und die Briten künftig fahren wollen. Damit kein Streit aufkommt, könnte man zum Beispiel auch wochenweise wechseln; mal Linksverkehr, mal Rechtsverkehr.

Da werden die in Brüssel aber staunen, zu welchen kreativen Lösungen souveräne Staaten fähig sind, die sich mit anderen Dingen beschäftigen können als mit der idealen Grösse von Gurken. Die Schweiz beispielsweise kann bei einer engen Kooperation mit Grossbritannien das eigene politische System überdenken. Die Monarchie hat schon etwas für sich. Welch ein Upgrade, wenn anstatt des Bundespräsidenten künftig Königin Elizabeth II. die Olma eröffnen würde. Da kann Brüssel nicht mithalten. Die Queen ist älter als die Europäische Union und es ist denkbar, dass sie diese sogar überlebt.

Wie auch immer. Die Briten dürfen sich auf die Zukunft freuen. Auch wenn sie im Moment selber ein bisschen erschrecken, wenn ihnen klar wird, was sie da abgestimmt haben. Wieder eine Gemeinsamkeit. Das ist den Schweizern auch schon passiert.

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