
Sie können lesen, was Sie wollen. Die einen Zeitungen schreiben, Donald Trump meine es gar nicht ernst mit seiner Kandidatur und das Ganze sei eine riesige Farce, die anderen schreiben, Hillary Clinton habe eine schwere Krankheit, die sich in spontanen Zuckungen äussere, wie sie hierzulande an der Street Parade zu bestaunen sind. Wenn Papier geduldig ist, dann ist das Internet hirntot.
Man hört und liest auch völlig absurde Dinge wie zum Beispiel, dass Trumps Ehefrau früher in einem Ford Escort gearbeitet habe - oder so ähnlich - oder, dass Trump nach seiner Wahl zwischen Mexiko und den USA eine Mauer gegen Flüchtlinge bauen lassen würde, was bei näherer Betrachtung recht fragwürdig ist: Millionen von Republikanern würden ja nur nach Mexiko flüchten, falls Hillary gewählt wird. Doch genau dann würde die Mauer ja nicht gebaut.
Ja, im Wahlkampf wird mit harten Bandagen gekämpft. Da werden Sünden der Kandidaten aufgedeckt, die Jahrzehnte zurückliegen. Hat Clinton 1948 eine Parkbusse zwei Tage zu spät bezahlt? Hat Trump 1951 einen Joint geraucht oder auch nur jemandem zugeguckt, der jemandem zuguckt, wie er einen Joint raucht? Hat Hillary etwa im Kindergarten einem gleichaltrigen Jungen das interessante Geheimnis in ihrem Höschen gezeigt? Oder hat Donald tatsächlich in der zweiten Klasse einem Kameraden unüberhörbar «Blödian» zugerufen? Wir wissen es nicht.
Im Grunde wissen wir nur, dass wir die ganze Wahrheit niemals erfahren werden. Die amerikanischen Wähler sind jedenfalls nicht zu beneiden. Oder was würden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, tun, wenn Sie sich zwischen Not und Elend entscheiden müssten? Was ist besser, heimlich schlau oder unheimlich doof?
Schwierig zu sagen, gerade für Menschen, denen es bereits grosse Mühe bereitet, sich zwischen einem Schinken- und einem Salamisandwich zu entscheiden.
Wer sich viel, viel Zeit nimmt und sich via verschiedene Medien genauestens über die beiden Präsidentschaftskandidaten informiert, der kommt zum Schluss: Donald Trump wird gewählt. Oder Hillary Clinton. Denn wie schon eingangs gesagt: Sie können lesen, was Sie wollen. Am Ende macht das keinen Unterschied.