
Da Andorra ein Kleinstaat ist, sind viele Nahrungsmittel mit blossem Auge kaum zu erkennen. Erschwerend kommt hinzu, dass die andorranische Küche sozusagen bi ist ...
... Sie vereinigt die Schwächen der katalanischen Küche mit den Fehlern der okzitanischen, und das auf gerade mal 468 Quadratkilometern - ohne Steuern, versteht sich. Trotzdem haben wir es hier mit dem grössten Zwergstaat Europas zu tun. Die Devise Andorras lautet: Hauptsache frisch!
Obwohl die Andorraner nicht über eine eigene Währung verfügen, ist Essengehen teuer, da es kaum Restaurants gibt. Zu Hause essen bringt wenig, weil die Supermärkte extrem überteuert sind. Aber was genau kommt auf den Tisch? Kaninchen, Ziegen und Lamm dominieren. Bekannt ist die sog. Lammbada, vergleichbar mit dem Stierlauf in Pamplona, nur dass hier eben Lämmer durch die Strassen getrieben werden. An erster Stelle der gehobenen Lammküche muss man das Xai rostit erwähnen, ein heftig-deftiges gegrilltes Lamm, fein abgeschmeckt
mit Lagerfeldthymian und Pentagon, einer ortstypischen Variante des Estragons. Dazu gibts selbstgegessenes Brot.
Beliebt sind Coques, kleine Kuchen, die auch als Frisbee Verwendung finden. Trinxat vereinigt Kartoffeln und Kohl. Dazu muss man Lauch putzen, waschen, schneiden und legen und dann in den Kompostmüll geben, denn Lauch kommt in diesem Gericht überhaupt nicht vor. Weitere Spezialitäten sind Conill amb tomàquet - Kaninchen auf einem Bett aus Senfhanf, wobei das Bett öfter mal gemacht werden könnte - und Civet de porc fei, ein schmackhaftes Eberschweinragout, dessen Jus Emulsionen weckt.
Obwohl Andorra sich über Jahrzehnte als Steuerkloake gerierte, hatte die Regierung Probleme, die ganzen Steuerflüchtlinge zu ernähren, denn das Ländchen verfügt über geringe Ressourcen. Gelegentlich brachten die Franzosen bei der Tour de France Grundnahrungsmittel mit: Poulet, Baguette und leckeres Clenbuterol. Über manchen Kummer trinkt man sich hinweg, und da alkoholische Getränke zollfrei sind, mag man sich vorstellen, was da los ist. Vor allem der Vi calent e cremat ist mit Vorsicht zu geniessen, dieser Wein wird nämlich flambiert. Kurzum: An Dorra kommt niemand vorbei. Vielleicht nicht einmal die Schweizer Torjäger.