
Die Filterblase ist im Grunde nicht ein neues Phänomen. Bevor der halbwegs mündige Bürger via Social Media auf seine Meinung zugeschnittene Nachrichten las und weiterverbreitete, informierte er sich über andere Kanäle - jedoch auch nach seinem Gusto. Alter Wein in neuen Schläuchen. Was an Social Media sozial sein soll, habe ich im Übrigen bis heute nicht begriffen. Vielleicht bin ich zu asozial.
Früher abonnierte der konservativ eingestellte Bürger (Polemiker-Jargon: Populist, Neonazi) halt eine konservative Zeitung und der Sozialdemokrat (Gutmensch, Schwarzer-Block-Aktivist) eine eher linksgerichtete. Die berühmt-berüchtigten Stammtische in den Gaststätten waren ebenfalls einschlägig. Kein Neger-Witz beim Sozi-Stamm, keine Blocher-Schimpfe am Tisch der heimischen Landwirte. Eben: Filterblase.
Am Ende geht es darum, dass von einer Anzahl an Informationen nicht alle den Weg zum Individuum finden. Das gab es schon immer. Selbst unser Vorfahre Ötzi war - wie Forscher unlängst herausgefunden haben - Opfer einer Filterblase, denn er war ganz offensichtlich einseitig informiert. Hätte er in den «Höhlen-News» nicht nur den Sportteil gelesen, weil der Rest bereits mit Schminktipps überkritzelt war, wäre er nicht von einem Tyrannosaurus Rex überrascht worden (die Todesursache durch Pfeil ist übrigens eine Erfindung der Lügenpresse). Ja, über die späte Jungsteinzeit weiss man fast alles, man darf nur nichts ignorieren.
In der Tierwelt wird die Filterblase nachweislich den Pottwalen zum Verhängnis, die ja mittels Walrufen über Hunderte von Kilometern miteinander kommunizieren. Dass trotzdem ab und an ein paar Wale stranden, ist entweder darauf zurückzuführen, dass a) die Wale sich gegenseitig verarschen und falsche Infos durchgeben oder b) das Opfer schlicht nicht alle Informationen erhalten hat (Motorenlärm Greenpeace-Schiffe), die ihm eigentlich den Weg beschrieben hätten. Nein, das Leben im Meer ist nicht einfach.
Zum Schluss, das scheint mir die ideale Überleitung von den Walen zu sein, ein Beispiel aus dem Fussballsport. Die Fans des FC Zürich finden, ihr Club sei der beste überhaupt. Würde die Clubzeitung nicht nur die Tabelle der zweithöchsten Liga (auf der Zürich auf dem ersten Platz rangiert) abdrucken ... So, jetzt ist vermutlich der ideale Zeitpunkt gekommen, diesen Text zu beenden. Bitte erfinden Sie noch ein paar Beispiele dazu und teilen Sie ihn auf den sozialen Netzwerken. Auf Wiederlesen.