Maden in Switzerland

Daniel Kaufmann | veröffentlicht am 04.05.2017

Seit dem 1. Mai dürfen auch hierzulande Heuschrecken, Mehlwürmer und sonstige Krabbeleien als Lebensmittel verkauft werden. Bei Detailhändler Coop stehen bereits Insektenburger und Fleischbällchen im Regal, doch noch lässt sich nur erahnen, was für Möglichkeiten sich dadurch eröffnen...

Maden in Switzerland
(Nebelspalter)

Es ist nicht alleine eine Bereicherung für den Speiseplan. Es ist auch eine Chance für die Landwirtschaft. Eine Ameisenfarm beispielsweise benötigt deutlich weniger Platz als ein Schweinemast-Betrieb. Hühner machen Dreck und Kühe Mühe. Da ist ein Heuschrecken-Feld zum Selberpflücken eine spannende Alternative. Bio-Qualität aus tiergerechter Freihüpfhaltung. Oder wie wäre es vielleicht mit einem Mehlwurmautomaten im Hofladen?

Man muss halt ein bisschen beweglich sein. Insekten sind das schliesslich auch. Sie werden in ferner Zukunft wohl den Menschen überleben und ihn fressen. Da ist es nur recht, wenn der Mensch sich auch am Insekt gütlich tut, solange er noch kann. Es ist eine Frage des Geschmacks.

Viele Leute ekeln sich vor Insekten. Offenbar erscheint es in unseren Breitengraden weniger eklig, sich vorzustellen, dass ein Geschöpf getötet, zermanscht und in einen Darm gefüllt wird, das man dann als Wurst auf den Grillrost legt. Wieso nicht stattdessen Grillen grillen? Originell wäre, wenn die Match-Wurst, die der GC-Fan in der Halbzeitpause geniesst, aus Grasshoppern be­stehen würde. Wenn GC schon kein eigenes Stadion hat, darf der Club wenigstens eine eigene Wurst haben.

Solche Spezialitäten sind es doch, nach denen es den Gourmet gelüstet. Die Made in Switzerland müsste eine ganz besondere Made sein. Eine Made im Speck zum Beispiel, oder eine Made im Heuhaufen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und dabei halten sich die Kosten im Rahmen. Gar gratis ist eine kleine Zwischenmahlzeit, wenn man im Sommer mit dem Fahrrad mit geöffnetem Mund durch einen Mückenschwarm fährt. Mit einer trichterartigen Vorrichtung lässt sich das Ergebnis sogar noch optimieren.

Man kann einen Flohzirkus gründen. Und die schlechtesten Artisten als Snack zu sich nehmen. Die Diät-Industrie kreiert Abnehm­programme mit Motten-Smoothies. Da purzeln die Pfunde schon bei der Zubereitung. Auch die Jäger haben ihre Freude: Für Hirschkühe gelten Schonzeiten. Für Hirschkäfer hingegen nicht. Es wird grossartig.

Am meisten profitieren aber die Restaurantbetreiber. Kein Problem, wenn der Lebensmittelinspektor Küchenschaben entdeckt. Der Wirt kann ihm jetzt glaubhaft erklären, dass die den Gästen als «Gruss aus der Küche» gereicht werden.

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