Bei Anruf Meier

Roland Schäfli | veröffentlicht am 06.07.2017

Grosse Konzerne machen gern mal mit Namenswechseln von sich reden: Orange zu «Salt», Raider zu «Twix», Hasch zu «Medizinprodukt». Der Versicherer Swiss Life hingegen ändert nicht den eigenen Namen, sondern den seiner Mitarbeiter. Integration fängt beim Namen an...

Bei Anruf Meier
Tomz (Tom Künzli) | (Nebelspalter)

Wer in der Schweiz mitmachen will, muss sich und seinen Namen anpassen. Seinen Callcenter-Mitarbeitern empfiehlt Swiss Life, den Jugo-Namen abzulegen und sich lieber mit «Meier» oder «Müller» zu melden. «Wer einen -ic-Namen hat, verkauft höchstens Alarmanlagen», verteidigt der CEO diese umstrittene Massnahme.

Manche schöpften schon Verdacht, dass die Namen getürkt sind. Denn wann immer man bei Swiss Life anruft, immer nimmt ein «Meier» ab. Sodass viele schon glaubten, es handle sich um ein Familienunternehmen. Darum hat sich Skype in Callcentern nie durchgesetzt. Man stelle sich den Aufwand vor, bei einem Video-Call immer extra einen Weis­sen holen zu müssen.

Wer sichergehen will, einen waschechten Schweizer dran zu haben, fragt nach dem Vornamen. Klingt «Karambuli Müller» oder «Achmed Meier» fremdländisch im Ohr, hat man wahrscheinlich eine Swiss-Life-Namenskreation am Apparat. Nur das Geschlecht brauchten die Telefon-Sklaven nicht zu ändern.

Auch Spion Daniel M. soll dort einmal unter falschem Namen gearbeitet haben. «Swiss Life» klingt ja nun auch nicht gerade helvetisch. Früher mal hiess das Unternehmen «Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt». Da Zungenbrecher wegen Versicherungsfällen nicht gern gehört sind, ging die Firma mit gutem Beispiel voran.

Den Anrufer über die wahre Identität des Mitarbeiters im Unklaren zu lassen, sei im Übrigen eine gängige Call­center-Praxis. Und zwar schon seit 1996. Zum Fest des 20-Jahr-Jubiläums waren übrigens nur Schweizer eingeladen. Da die Swissness-Regel des Bundes besagt, dass ein bestimmter Prozentsatz rein schweizerisch sein muss, überlegt sich Swiss Life nun, die fremdländischen Mitarbeiter beim Stellenantritt gleich zwangseinzubürgern.

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat man Bachelorette Eli Simic nahegelegt, einen Ostschweizer Namen zu wählen, der besser zur ihrem Dialekt passe.

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