
Zum 150. Geburtstag tischen die Kanadier alles auf, was ihre Küche hergibt: nicht nur Tiefkühlkost - wobei: Die meisten Gerichte sind schockgefrostet, sobald sie die Herdatmosphäre verlassen. Das A und O der kanadischen Küche - keine Überraschung - ist der Ahornsirup, in dem sechzig Prozent aller Mahlzeiten ersäuft werden...
Der Überlieferung nach haben die weissen Siedler das von einer Indianersquaw abgeschaut, die zum Kochen Regenwasser aus einem ausgehöhlten Stamm unterhalb eines Ahornbaums verwendete - und das schmeckte süss. Über achtzig Prozent der weltweiten Produktion werden in Quebec erwirtschaftet - und zum Gebäck passt der Sirup natürlich auch. Sonntags kommt dann der Braten vom Ahornochsen auf den Tisch.
Dennoch erwartet den Besucher jenseits von Ahorn eine fein ausgeklügelte Küche, die vor allem Grobmotoriker begeistern wird. In den maritimen Provinzen werden gerne Krustentiere verzehrt wie z.?B. Baguette. In Nova Scotia sind Hummer der Hammer, wobei man gerechterweise sagen muss, dass hier die Schere zwischen Arm und Bein immer weiter auseinanderklafft. Freunde der leichten Küche werden die Poutine aus Montreal schätzen: doppelt frittierte Pommes mit dunkler Bratensauce und geriebenem Käse, ein Highlight der Diätküche.
Der Renner in Alberta sind die berüchtigten Ölsandwiches, überhaupt wird alles mit Öl zubereitet. Ontario bevorzugt Beaver Tails, auch Otterleben währen hier nicht lange, sie werden nicht nur wegen der Fälle gerne gejagt. In British Columbia liebt man das Angeln, die Vorschriften wurden in der Vergangenheit leider lax gehandhabt, was das Verschwinden der Ellenbogenforelle zur Folge hatte. In aller Munde sind auch Orcas mit Okra. Im Yukon-Territorium bevorzugt man lecker Robbenragout.
Kanadas wahrer Reichtum aber liegt in seinen Wäldern. Darum ernähren sich die Einheimischen beim traditionellen Stehlunch von Bäumen: Eicheln mit Eichenblattsalat, Fichtenkrapfen mit Zypresswurst, Birkhühner mit Pinienkernen an Rosskastanienpüree, dann ein Dessert aus Walderdbeeren und Bärentatzen und einen Platanentrank. Beim Wein bevorzugen sie die Tannine.