
Wir treffen Petra Gössi in ihrem Wohnort in Küssnacht am Rigi, im Gartenrestaurant des Hotels Seehof, wo die 41-Jährige gerade dabei ist, das Ceviche vom Wolfsbarsch, kalt mariniert, mit Limetten, Chili, Koriander, roten Zwiebeln und frischem Papayasalat aus der Sommerkarte mit der Gabel in mundgerechte Stücke zerteilt zu geniessen.
«Ich hatte sooo einen Hunger», sagt die FDP-Frau halb als Begrüssung, halb als Entschuldigung mit einer wischenden Geste zum Teller vor ihr. «Grösser als Ihr Hunger nach Schlagzeilen neulich?», fragen wir und setzen uns dazu, während sie uns mit ihren sichelförmigen Augen prüfend mustert.
«Ihr seid schon ein seltsamer Haufen, ihr Journalisten», setzt sie an, «ein Typ wie Blocher feuert über Jahre und Jahrzehnte Knallpetarde um Knallpetarde ab, bis vor lauter Tinnitus kaum mehr jemand was hört. Kollege Gerhard Pfister gibt in einem Fernseh-Porträt über ihn unumwunden zu, dass Provokation und emotionale Ausbrüche zum Kalkül gehören. Aber wenn ich mit dem Freisinn einmal ein wenig auf Trump-Taktik mache, ernte ich gleich einen Shitstorm!»
«Das mag vielleicht daran liegen, dass Ihre Provokation noch durchsichtiger war als ein durchschnittlicher Donald-Tweet. Der liberale Freisinn stört sich daran, dass AHV-Bezüger ihre Rente im Ausland ausgeben. Na logisch, wenn schon die Unternehmen ihre Arbeitsplätze und ihre Wertschöpfung ins Ausland verlagern dürfen - selbst der angestammte Familienbetrieb eures Bundesrats Schneider-Ammann -, dann sollen wenigstens die pensionierten kleinen Büezer schauen, dass die Kohle im Land bleibt.»
«Sie sind polemisch.»
«Ist das ein Privileg von euch Politikern?»
«Wollten Sie nicht ein Interview machen?»
«Nein, wir wollten eigentlich nur fragen, warum Sie nicht die Forelle von der Meggener Fischerei Hofer mit Zucchetti-Tomaten-Gemüse gewählt haben? Bei Wolfsbarsch und Papaya fliesst weit grösserer Teil des Umsatzes ins Ausland ab.»
«Da haben Sie irgendwie Recht.»
«Ich mache Ihnen aber einen Vorschlag: Zahlen Sie dafür das Trinkgeld für Kellner Murat auf ein Sperrkonto ein, das er erst leeren darf, falls und wenn er nach seiner Pensionierung in der Schweiz bleibt.»
«Genau, und auch nur, wenn er dann Forelle statt Wolfsbarsch bestellt!»