
Womöglich wird die Speisekarte Europas schon bald um ein weiteres Land bereichert, wobei man nicht genau sagen kann, ob es Katalanien oder Katalonien heisst oder eben doch «Catalunya», da braucht es noch genauere Angaben. Langfristig soll in diesem Landstrich, der im Norden vom Hochgebirge der Pygmäen begrenzt wird und durch den etliche andere Gebirgszüge verkehren, alles, was den Bewohnern spanisch vorkommt, verschwinden. Auf alle Fälle bevorzugt die katatonische Küche das Crossover, Mixspeisen also, die Zauberpräposition ist das Wort «mit» oder in der Landessprache «amb». Einige Beispiele: «Conill amb cargols», Kaninchen mit Schnecken, die bei Bestellung leider das Tempo vorgeben. «Sípia amb mandonguilles» - Tintenfisch mit Fleischklösschen - oder «Mandonguilles amb pernil», also Fleischklösschen mit Loft-getrocknetem Schinken, oder «Mandonguilles amb mandonguilles», im Klartext: Fleischklösschen mit Fleischklösschen.
Man isst übrigens gerne spät in Katalonien, meist erst gegen halb zehn Uhr abends, oft sogar erst am darauffolgenden Tag. Im Übrigen nehmen sie ihr Essen gerne kalt zu sich, da sie bei praktisch jedem Bissen spontan in ihre Nationalhymne ausbrechen müssen. Andererseits sind sie selbst leicht zu erhitzen. Hinderlich auch, dass sie bei jeder Menuwahl gemeinsam abstimmen wollen.
Dennoch gilt die katalanische Küche als cool, sie hat alle Länder Europas mit Ausnahme von Spanien beeinflusst. Starkoch Ruben Llamento ist sogar weltweit berühmt für seine «Brandada de bocallà», das Stockfischpüree aus der Stadt Llobregat; sein Geheimnis: Die Stöckchen werden mitpüriert. Eines darf man nicht vergessen: «La ceba és la reina de la cuina catalana», die Zwiebel ist die Königin der regionalen Küche, wie überhaupt die Katalanen bzw. Katalonen andere gerne zwiebeln, vor allem die Mächtigen in Madrid.
Die Paella, das Cassoulet von Castelnaudary, geradezu ein Hammel auf Erden mit weissen Bohnen, und dann wäre da natürlich noch die Molekularküche von Adnan Ferra mit verfeinerten Mahlzeiten, die teils mit blossem Auge nicht mehr zu sehen sind. Kurzum: Europa darf sich freuen, und die spanische Küche braucht Erste Hilfe.