
Der Chef der EU war zu Besuch. Bei Zahlungen ab einer Milliarde kommt der Geldeintreiber persönlich vorbei. Die Besprechung zwischen Bundesrat und Jean-Claude Juncker fand hinter verschlossenen Türen statt. Doch der ‹Nebi› hat das Protokoll des Staatsbesuchs.
Vor dem Bundeshaus fährt die Staatskarosse vor. Ueli Maurer steht am Fenster Schmiere, während der Gesamtbundesrat noch aufgeregt durchs Zimmer rennt und Guy Parmelin Papierfliegerchen wirft.
Ueli: Er kommt! Er kommt!
Ignazio: Typisch. Ein Mercedes. Warum kein schöner italienischer Wagen?
Johann: Hoffentlich wird ihm nicht der Stern geklaut, das könnte man als schlechtes Zeichen deuten.
Alain: Er trägt ein rote Krawatte. Das ist ein gutes Zeichen! Rot wie unsere Fahne.
Johann: Ups, apropos Fahne: Müssten wir nicht noch die EU-Flagge aufstellen?
Ueli: Welche ist das?
Simonetta: Denk die mit den Sternen!
Guy: Isch ’abe das Sternenbanner aufgestellt. Obwohl, der Portier hat gemeint, das sei doch die amerikanische.
Doris: Das kann gar nicht sein, die USA sind ja gar nicht in der EU. Oder?
Ueli: Zu spät! Da ist er! Schnell, wer küsst? Wie bei Breschnew mit dem Deutschen!
Simonetta: Also ich nicht! Obwohl ich eine offene Beziehung führe.
Doris: Es kann ja ein Bruder-Kuss sein, kein Weinstein-Kuss! Ignazio, ihr Südländer küsst euch doch ständig!
Ignazio: Ich nicht! Machs doch selbst! Du brauchst ihn ja nicht gleich zu heiraten!
Doris: Dieser Juncker soll ja ein Schürzenjä-ger sein. Also gut. Aber ohne Zunge!
Juncker: Guten Morgen, liebe Schweizer Kollegen. Warum umarmt die Frau mit den grossen Augen meinen Bodyguard?
Ueli: Das, äh, ist so eine Tradition.
Juncker: Aber bitte erheben Sie sich, Ueli, Sie brauchen vor mir doch nicht zu knien.
Ueli: Ich knie nicht, das ist meine Grösse.
Alain: Dürfen wir einen Cassis anbieten?
Juncker: Ach, wollt ihr den Neuen schon nicht mehr? Und wie läufts sonst, Freunde? Kommt doch mal öfter nach Konstanz, zum Weihnachtsshopping. Da wir von Geld sprechen: Habt ihr die Kohäsionsmilliarde hier?
Doris: Was?
Juncker: Die Milliarde, die ihr uns schuldet.
Doris: Ueli, hast du Geld dabei?
Ueli: Also, ich hab nur Münz. Und eine von den neuen Zehnernoten, die wollte ich aber noch nicht anbrauchen.
Guy: Isch brauche die Korrosionsmilliarde selbst. Zur Entrostung meiner Flieger.
Juncker: Selbst schuld, mit der Massenein-wanderungsinitiative habt ihr euch eben selbst gefickt.
Johann: Wow, rhetorisch sind uns diese Deutschen halt schon überlegen.
Juncker: Hört mal auf mit den Spielchen. Wir wollen die Knete, auf den Tisch des Hauses.
Alain: Heute ist Black Friday, da sollten wir es aber billiger kriegen.
Doris: Guy, hast du das Geld?
Guy: Isch ’abe von meinem Nachrischten-dienst ein Koffer ausgeliehen, für solsche Übergaben. Enthält eine Wanze.
Johann: Wir, äh, wir wollen der Europäischen Eisenbahnagentur beitreten.
Juncker: Lenkt jetzt nicht vom Thema ab.
Johann: Uns, äh, gehts es um die Anerken-nung der Konformitätsbewertungen.
Juncker: Das haben Sie sich doch nicht selbst ausgedacht, sondern auswendig gelernt.
Doris: Also gut, aber wir haben noch eine Unterzeichnungszeremonie vorbereitet. Unterschreiben Sie bitte hier unsere AGB.
Juncker: Was, ohne sie zu lesen?
Doris: Das machen doch alle so. Nehmen Sie meinen Fülli. Damit bestätigen Sie, dass die EU keine weiteren Forderungen hat.
Juncker: Krieg ich jetzt den Koffer? Muss ich nachzählen? Da ist ja nur eine Wanze drin!
Guy: Ja, äh, so möchten wir die Kommunikation mit der EU wieder verbessern. Wenn Sie uns was mitteilen wollen, brauchen Sie nur in den Koffer zu sprechen.
Doris: Geben Sie meinen Fülli zurück. Dann kriegen Sie Ihren Mercedes-Stern wieder.
Juncker: Mit leeren Händen kann ich nicht nach Brüssel zurück. Die lachen mich ja aus. Wir brauchen eure Milliarde für die Entwicklung der neuen EU-Staaten im Osten!
Ueli: Wir finanzieren ja auch die Ostschweiz nicht blind. Da reicht es, einmal im Jahr hinzugehen und auf einem Volksfest ein Schwein zu küssen.
Juncker: Na sehen Sie, das ist bei uns ja ganz genau gleich!