Das geheime WEF-Protokoll

Roland Schäfli | veröffentlicht am 02.02.2018

Die Schlussphase in Davos war zugleich der Höhepunkt. Der ‹Nebelspalter› hat die Ereignisse am WEF minutiös protokolliert:

Das geheime WEF-Protokoll
Tomz (Tom Künzli) | (Nebelspalter)

08.00 — Die Skyguide empfiehlt allen Piloten, den Flugraum über der Schweiz grossräumig zu umfliegen, am besten über Süddeutschland. Die Air Force One verlangt Lande-Priorität «America first».

08:05 — Kletterer hängen bei Sargans ein 60 Meter langes Plakat «Trump not welcome» auf. Er hatte allerdings gar nicht vor, nach Sargans zu kommen.

08:10 — Piste 16 ist für Trump gesperrt. Nicht die Flughafen-Piste, sondern die schwarze Abfahrt der Parsenn-Bahnen.

08:12 — Als Niki Lauda die marode US-Airline sieht, gibt er sofort ein Gebot ab.

08:30 — Plane-Spotter versuchen, ein Bild der ungewöhnlichen Präsidenten-Maschine zu erhaschen und die Trump-Spotter versuchen ihr Bild des ungelenken Präsidenten zu erhärten.

10:15 — Der US-Konvoi erreicht Davos. In einem riesigen Koffer trägt der Secret Service dem Präsidenten den grössten Atomknopf der Welt hinterher.

10:25 — Nachdem Trump kürzlich Drittweltländer als Drecklöcher bezeichnete, erklärt er gegenüber den Medien, nun verstehe er, warum in den Schweizer Headlines von einem «Höll-Loch» die Rede sei.

10:30 — Bundespräsident Alain Berset liest seine Rede von einem Teleprompter ab. Bei Annahme von «No Billag» würde ihm ein solcher SRF-Hilfsarbeiter dann natürlich nicht mehr zur Verfügung stehen. Da er einfach die Begrüssungsansprache kopiert hat, die er gestern an den Filmtagen Solothurn hielt, beginnt er mit: «Liebe Freunde des grossen Kinos, uns erwarten wieder Materialschlachten, Explosionen und grosse Melodramen.»

10:35 — Berset spricht zuerst auf Französisch, wechselt dann einfach auf Englisch. Die Simultanübersetzer reagieren panisch.

11:15 — Trump kauft in einer örtlichen Papeterie einen Spitzer, weil er vorhat, seine Rede noch stärker zuzuspitzen als sonst.

11:30 — Der indische Ministerpräsident Narendra Modi betont in seiner Eröffnungsrede die «Nähe zur Schweiz»: Wer in der Schweiz auf eine Service-Nummer anrufe, lande häufig in einem Call-Center in Indien. Viele Schweizer glauben daher, Indien sei ein direktes Nachbarland mit vielen Berufspendlern.

12:25 — Die CIA legt das gesamte Telekommunikationssystem lahm, damit allfällige Terroristen nicht untereinander kommunizieren können, und schiebt die «Telefon-Panne» einfach der Swisscom in die Schuhe. Niemand zweifelt daran.

12:35 — Guy Parmelin mobilisiert per SMS zur Sicherheit 10 zusätzliche Zivis.

14:20 — Trump trifft Israels Premier Benjamin Netanjahu. Er erkundigt sich, ob mit dem Zügeln der US-Botschaft nach Jerusalem alles reibungslos klappt oder ob man noch Bananenschachteln brauche.

15:25 — Trump vermeldet, er wolle neu Strafzölle auf Waschmaschinen erheben. Schneider-Ammann zuckt zusammen, weil er meint, die USA erhebe neue Anschuldigungen wegen Geldwäsche. Die SDA berichtet nicht darüber.

16:03 — Trump trifft sich inoffiziell mit Theresa May. Er habe gehört, sie wolle Brexit machen, und in seinem Alter interessiert er sich langsam dafür, wie man selbstbestimmt aus dem Leben scheidet.

17:30 — Die lang erwartete Abschlussrede beginnt. Trump findet versöhnliche Worte für die Schweiz. Er will im Davoser Friedensprozess Mediator sein und eine friedliche Lösung in der Frage der schon viel zu lange andauernden Teilung zwischen Davos Dorf und Davos Platz finden.

18:30 — Da er erneut Vorwürfe zu seiner Russland-Connection befürchten muss, verzichtet Donald Trump auf den Ausflug nach St. Moritz.

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