
Steffi Buchli sowie Matthias Hüppi rochen die Lunte, diese SRF-Moderatoren verliessen unerlaubt ihren Posten. Wie aber der ‹Nebi› weiss, möchten noch andere Ratten das sinkende Schiff verlassen. Unserer Recherche-Redaktion liegen die Bewerbungsschreiben von Moderatoren vor.
Ein Auszug aus dem Motivationsschreiben von Rundschau-Moderator Sandro Brotz, der sich für eine Anstellung bei der kantonalen Lebensmittelhygiene-Kontrolle empfiehlt:
«Auf der Suche nach einer spannenden beruflichen Herausforderung bin ich auf Ihr Unternehmen gestossen. In der Vergangenheit hatten Unternehmen ja Angst, wenn ich auf sie stiess. Ich stellte dann nämlich unangenehme Fragen. Und genau darum bin ich der Richtige als Kontrolleur. Dank meiner bisherigen Tätigkeit habe ich eine Nase dafür entwickelt, ob es stinkt. Ich interviewte schon mal Assad, der chemische Waffen eingesetzt hat, also kann ich es auch mit Beizern aufnehmen, die ihre Gäste mit Schimmelpilz vergiften. Wenn ein Restaurant eine Ratte in der Küche hat, spüre ich sie mit journalistischem Scharfsinn auf, treibe sie mit Fragen in die Enge, stelle sie vor dem Publikum bloss! Ich folge den Mitarbeitern der Beiz aufs Klo, um nachzuprüfen, ob sie sich wirklich die Hände waschen. Und dann tippe ich dem Wirt auf die Schultern und sage: «Ich hab da noch ein paar Fragen.»
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Sven Epiney bewirbt sich bei der Migros als Stimme, die den Verkaufsraum beschallen soll:
«Man kennt mich landesweit als ‹The Voice of Switzerland›. Stellen Sie sich doch vor, wenn statt der uninspirierten Stimmen von Frauen, die sonst so im Migros-Äther sind, plötzlich mein schöner Berner Dialekt zu hören wäre! Die Umsätze der Migros würden durch die Decke gehen! In einer ‹Hitparade› würde ich dann die zehn Hit-Artikel der Woche präsentieren. Und natürlich würde es die Kassierinnen anspornen, morgens in den Spiegel zu schauen, wenn wir ein Miss-Migros-Casting veranstalten. Wenn beim Self-Scanning mal wieder eine Schlange entsteht, spiele ich husch mit den Kunden ‹5 gegen 5›, wer schneller scannt, gewinnt! Da ich auch noch Klavier spiele, kann ich die kurzen Pausen zwischen meinen langen Ansprachen selbst musikalisch befüllen.»
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Mona Vetsch interessiert sich für eine Stelle als Schadensinspektorin der Versicherung:
«Ich reise für mein Leben gern einfach und luxuriös, und bei Ihnen könnte ich dann ja sogar täglich die Kunden besuchen, um vor Ort zu inspizieren. Bisher wirkten meine Inspektionen so, als käme ich tatsächlich spontan, aber selbstverständlich kann ich auch wirklich vorher einen Termin abmachen. Wenn beim Kunden etwas kaputtgegangen ist, sage ich zuerst ‹Oops!›, um meine Betroffenheit zu zeigen. Meine Spezialität ist, mir am liebsten im Ausland grössere Schadenfälle von den Betroffenen erklären zu lassen. Dabei gewinne ich schnell das Vertrauen der Versicherten, die mir dann vertraulich erzählen, wie es zur Katastrophe gekommen ist. Dank meines Thurgauer Dialekts wirke ich sehr ländlich und bin daher am besten bei der einfachen Landbevölkerung eingesetzt, wenn es in der Disposition Ihrer Versicherung heisst: Auf und davon! Habe ich schon erwähnt, dass die Reiselust mein grösster beruflicher Ansporn ist?»
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Selbst Urgestein Kurt Aeschbacher bewirbt sich. Als geübter Redner bei einem Call-Center:
«Grüessech, mini Dame und Herre, ich weiss, was Dier jetz dänked: e TV-Futzi, scho jensiits vo 50+, wo me ja leider als schwär vermittelbar gilt. Trotzdem bin i de richtig Maa – oder ou die richtigi Frou – für Ihre Job im Call-Center. Will ig es usprägts Mitteiligsbedürfnis ha und eifach gärn mit de Lüüt rede. Wie’s Läbe so spiut, han ig ou viu z verzelle. Und das isch es ja, was meh imene Call-Center de lieb lang Taag macht. Us eigete Erfahrige ploudere. Ich cha mi ja gliich schön aalegge, ou wenn mi dert niemerd Wichtigs gseht. Mini Stärche für die Aastellig: Ig bin e Laferi. Mini Schwäche: Ig bin e Laferi. Was mi persönlich sehr wunger nimmt: Wie geihts dir so? Ich freue mich uf öises Bewärbigsgsprääch.»
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Und Roman Kilchsperger bewirbt sich als CEO. Egal wo, und egal, ob die Stelle überhaupt zu besetzen ist.
«Hallo, Sie! Es heisst, ich dränge mich gern in den Vordergrund, ich sei ein grosser Macho und unverbesserlicher Besserwisser. Aus diesen Gründen bewerbe ich mich gern bei Ihnen als Scheff. Jawohl, ich bringe dafür alle Qualifikationen mit. Ich war schon mal von der Glückspost zur Nervensäge der Nation gewählt worden, das genügt als Referenz für Ihren Pipifax-Betrieb ja wohl. Welches Produkt Sie herstellen oder welche Dienstleistung Sie anbieten, ist egal – in meiner bisherigen Funktion habe ich beides auch nicht gebraucht, um Anchorman zu sein. Wenn ich ein Millionenpublikum von mir überzeugen konnte, dann kann ich ja wohl Ihre paar Aktionäre an der GV überzeugen. Bitte teilen Sie mir asap mit, wann ich das Scheff-Büro beziehen kann. Wahrscheinlich brauchen wir dann neue Möbel, weil ich so gross bin.»