Thömus Tierwelt | Das Alpenmurmeltier

Thomas C. Breuer | veröffentlicht am 02.02.2018

Thömus Tierwelt | Das Alpenmurmeltier
(Nebelspalter)

Murmeltiere (auch: Munggen) sind nach dem Biber und dem Stachelschwein die drittgrösste Nagetiergattung in Europa und zählen zur Familie der Hörnchen (Gipfeli), die Unterfamilie heisst Erdhörnchen, wir kennen vor allem die Tribus «Echte Erdhörnchen» – anscheinend sind da auch gefälschte in Umlauf. Der lateinische Name lautet  marmota marmota – doppelt gemoppelt hält besser.

Damit sind wir bei der Spezies, deren Name den Lebensraum gleich vorgibt: Alpenmurmeltier. Ihr bevorzugtes Habitat liegt oberhalb der Baumgrenze, mit Ausnahme einiger weniger Exemplare im Tierpark Arth-Goldau. Sie mögen keine Hitze, weil sie nie gelernt haben zu hecheln. In den höher gelegenen Regionen gehen sie ihrem Tagwerk ohne Sauerstoffgerät nach, was nicht schlecht ist für ein Tier, dessen postorbitaler Fortsatz nach unten hin leicht auswärts gebogen ist. Dafür ist der Mittelfinger sehr ausgeprägt. Den brauchen sie für den Umgang mit dem Steinadler – das Verhältnis gilt als zerrüttet. Vieles in ihrem Leben ist unterirdisch, ihre Nächte verbringen sie sogar im Bau, wie schon Hermann Hesse in «Das Glasperlenspiel» berichtet hat.


Die Kommunikation erfolgt eher beiläufig, nur in Ausnahmefällen durch Geschrei, das für das menschliche Ohr wie Pfeifen tönt. Im Alltag begnügen sie sich mit ihrem charakteristischen Murmeln, weswegen man es auch kaum mit dem Wisper- oder dem Säuseltier verwechseln kann, höchstens mit einem adulten Rauner, der in Höhenlagen aber selten anzutreffen ist.


Leider haben die Schweizer es bis dato nicht verstanden, das Murmeltier kommerziell erfolgreich zu nutzen. So wird am 2. Februar weltweit der Murmeltiertag gefeiert, jedenfalls in einem unaussprechlichen Städtchen namens Punxsutawney in Pennsylvania. Neuerdings versuchen findige Konzerne, auch den Mitteleuropäern den «Murmeltiertag» als Feiertag aufzuschwatzen, so wie ihnen das beim Valentinstag und Halloween gelungen ist. Überall tauchen Ende Januar in Geschäften für Murmeltierbedarf Murmelspiele auf, Baseballmützen aus Murmeltierfell und T-Shirts mit Aufschriften. In der Schweiz, wo pro Einwohner mehr Murmeltiere leben als im Grossen Kanton: Fehlanzeige. Hier muss etwas geschehen!

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