Eine kurze Vorgeschichte des Essens

Roland Schäfli | veröffentlicht am 06.04.2018

Dass Lord Sandwich das Pausenbrot erfand und zu Studentenfutter ein Molotow-Cocktail passt, ist geschichtlich erforscht. Weniger bekannt ist, welche Gerichte die Mensch­heitsgeschichte massgeblich beeinflussten.

Eine kurze Vorgeschichte des Essens
Ramses Morales Izquierdo | (Nebelspalter)

9600 v. Chr: Hausfrau Evi M. aus Osnabrück kommt auf die Idee, Fleisch durch Erhitzen verdaulich zu machen. Überliefert ist ihre Begründung: «Mein Mann Otto wurde immer extrem zudringlich, wenn er rohes Fleisch gegessen hatte.» Historisch verbrieft auch, dass einen Tag nach der Erfindung erstmals ein Ehemann sich beklagte, sein Fleisch sei angebrannt.

6. Januar 0000: Die Turbane der Heiligen Drei Könige inspirieren die örtliche Bethlehemer Bäckerei zur Form des Gugelhupfs.

33. n. Chr: Erstmalige Verwendung von Tischkärtchen am Abendmahl, wenn an einer Tafel 13 Personen Platz finden müssen. Neu versuchten Kirchenforscher, Maria Magdalena eine wichtigere Rolle zuzuschreiben, bislang waren sich Historiker lediglich einig, dass sie den Abwasch gemacht hat.

19. Juli 64: Kaiser Nero soll sich eine scharfe Pizza Diavolo extrascharf eingepfiffen haben, bevor er Rom abfackelte. Während der Brandstiftung soll er gesagt haben: «Mann, hab ich Schweissausbrüche – ist das das Feuer oder die Diavolo?»

12. Dez. 120: Der römische Satire-Dichter Juvenal erfindet den Begriff «Brot und Spiele» (panem et circenses), worauf an Gladiatorenkämpfen Snacks (mit viel Ketchup) genascht werden. Das intellektuelle Publikum fühlt sich bald durch die Essgeräusche im Genuss des Schauspiels gestört. Zudem sorgen die Pausensnacks für höheren Aufwand der Stadienbetreiber: «Vor allem nach den Kindervorstellungen sind die Ränge versauter als die Arena!»

3. oder 4. Nov. 1150: Das Gericht «Brot und Wasser» setzt sich als Hauptmenü für Gefängnisinsassen durch. Davor beklagten sich zahlreiche Insassen in luftdichten Zellen über die Kohlsuppe.

31. Okt. 1517: Von heute auf morgen wird der Speiseplan der Reformierten total langweilig, da man gemäss Luther nüchtern leben muss. Die katholische Kirche verzeichnet starke Mitgliedergewinne, weil sie die Völlerei nur während der Fastenzeit unterbricht.

1. Jan. 1700: Mit Beginn des Jahrhunderts werden über Nacht die Tischsitten eingeführt. Beim gemeinsamen Dinieren sind sämtliche Spassgeräusche untersagt, die sich mit Körperöffnungen herstellen lassen. Auch die Haltung gehört jetzt zur Etikette. «Setz dich gerade hin!», heisst es, obwohl es in armen Familien gar keine Stühle gibt. Die Gedecke werden ausgefallener, bis mehr Besteck auf dem Tisch ist als Essen. Während Hungersnöten fällt das niemandem auf.

2. Febr. 1736: Der bis heute gebräuchliche Hinweis, schneller zu arbeiten, wird vom Ehemann der Hausfrau Evi M. aus Osnabrück geprägt: «Leg mal einen Zahn zu!». Was bedeutete, dass sie den Kochkessel über der Feuerstelle an der gezahnten Vorrichtung absenken sollte, um das Essen schneller aufzuwärmen.

17. Aug. 1759: Die Kartoffel kann sich als Nahrungsmittel nicht durchsetzen. Bis Preus­senkönig Friedrich II., im Volksmund «der alte Fritz» genannt, seinem Küchenchef befahl: «Mach er was Cooles draus! Mach er die Form schnittiger und den Erdapfel knuspriger!» Der Mann, ein Schotte namens Mc­Donald’s, benennt seine Kreation nach des Königs Spitznamen.

14. Juli 1789: Beginn der Französischen Revolution. Auslöser soll der Vorschlag eines Gemeinen gewesen sein, dem hungerleidenden Pöbel doch einfach Pferdeäpfel zu servieren und es als Obst auszugeben.

25. August 1810: Die Erfindung der Konservendose von Bryan Donkin wird patentiert.

30. August 1810: Erste Reklamationen über Nachbarn, die Konserven zur Nachtstunde laut an den Recyclingcontainer werfen.

12. Sept. 1848: Das Bundesgericht in Lausanne nimmt offiziell den Betrieb auf. Davor bestand das Schweizer Bundesgericht inoffiziell aus Wurst-Käse-Salat.

2. Febr. 1850: In London wird der erste Gasherd präsentiert.

3. Febr. 1850: In London wird der erste Suizid durch einen Gasherd registriert. Eine Woche später müssen die Hersteller auf allen Gasherden die Warnung anbringen: «Achtung: NICHT Kopf hineinstecken!»

24. April 1854: Der «Kaiserschmarren», zur Hochzeit von Sissi erfunden, soll eigentlich «Kaiserinnenschmarren» heissen. Als Kalorienbewusste verschmäht sie ihn, weil das Korsett zwickt. Aber Kaiser Franz Josef langt zu und schreibt sie so in die Geschichte ein.

4. Okt 1886: Die Amerikanerin Josephine Cochrane lässt den ersten Geschirrspüler patentieren. Bis dahin war als «Geschirrspüler» eingetragen: Evi M. aus Osnabrück.

8. März 1917: Die Russische Revolution bringt aufgrund ihrer bitteren Kälte die Eisbombe hervor.

3. März 1926: Margarete Schütte-Lihotzky erfindet die Einbauküche und verkürzt die Arbeitswege von 90 auf 8 Meter. Eigentlich hat sie einfach die Küche kleiner gemacht. Für die Kette, mit der Hausfrau Evi H. aus Osnabrück an den Herd gekettet wird, zeichnet wiederum ein Mann verantwortlich.

1. Sept. 1939: Erster bekannter Wutanfall eines Vegetariers, der lautstark auf seinem fleischlosen Essen besteht: Adolf Hitler vermutet in Polen grosse Gemüsevorkommen.

24. Juni 1948: Die Luftbrücke nach Westberlin – Anlieferung von Lebensmitteln aus der Luft – markiert den Beginn der Globalisierung, in der nicht hinterfragt wird, ob Tomaten aus Spanien oder so eingeflogen werden.

1. April 1956: Gründungsdatum von Betty Bossi, die das Erfolgsrezept des römischen Weltreichs übernimmt. Wie die römische Armee, die ihre Soldaten auf langen Auslandsreisen mit haltbaren Broten verpflegte, bietet Betty Bossi dieselben Sandwiches entlang der Autobahnen an.

29. Juli 1981: Prinz Charles heiratet Lady Di. Ihre Hochzeitstorte hält länger als die Ehe. Und war sicherlich auch süsser.

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