
Wochenlang habe ich mich als glühender Bewunderer unserer internationalen Noblesse darum bemüht, eine Einladung zur englischen Traumhochzeit auf Schloss Windsor zu erhalten, wo sich Prinz Harry und Meghan Markle das Jawort geben werden.
Leider waren meine bürgerlichen Bemühungen vergebens, obwohl ich doch nach wie vor ein Fan der wunderbaren jungfräulichen Märchenprinzessin Diana bin, die übrigens wehmütig aus dem Aristokratenhimmel zuschauen wird, wie der Presse zu entnehmen ist.
Immerhin werde ich die bewegenden Feierlichkeiten einen Tag lang im Fernsehen miterleben dürfen, voller Erwartung auf die Trauungszeremonie und den Höhepunkt, diesen majestätisch-innigen Kuss als Versprechen für ein lange währendes Glück. Schade und sehr traurig, dass Prinzessin Diana das nicht mehr erleben kann. Wie glücklich würde sie sein! Milliarden Menschen in aller Welt werden Anteil nehmen, und Millionen dem königlichen Brautpaar zujubeln; Radio und Fernsehen werden – wie schon bei der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton – stundenlang live aus London berichten.
Die Diskussionen um Donald Trump und Wladimir Putin, den Giftmord an dem Doppelagenten Skripal oder die Aufrüstung der Bundeswehr werden für einige Tage vergessen sein. Zu Recht! Wann erleben wir schon mal einen derartigen globalen Glanzpunkt in dieser sonst so finsteren Zeit? Wo versammeln sich so viele edle Geister wie auf den Hochzeiten englischer Thronfolger? Wir erinnern uns an Prinz Williams Hochzeit: Könige, Herzöge, Fürsten, Sultane, Scheichs, Prinzessinnen und Prinzen zuhauf! Alle in erlesener Garderobe, die noblen Herren in ihren prunkvollen Uniformen, manche sogar mit Säbel, die erlauchten Damen mit den wahnsinnigsten Kopfbedeckungen. Ein kaum zu überbietendes Event! Ein kurzes Gedenken soll übrigens den kürzlich verschiedenen Königen Michael von Rumänien und George Tupou V. von Tonga gelten. Und vielleicht werden ja diesmal auch Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg oder der «Drückerkönig» und Ex-Präsidentenfreund Carsten Maschmeyer mit seiner Schauspielergattin eingeladen werden, würden sie doch der erlesenen Gesellschaft frischen zusätzlichen Glanz verleihen.
Leider gibt es bei dieser royalen Vereinigung – wieder einmal – für nicht wenige Untertanen einen Wermutstropfen: die bürgerliche Herkunft der Braut. Aber dieses Geblüts-Manko wird schliesslich durch die Verehelichung geheilt. Jetzt steht erneut die unzählige Bürger bewegende Frage im Raum: Wird es gelingen, in europäischen Ländern wie Deutschland, Polen, der Schweiz oder Österreich die Monarchie, in Russland das Zarentum wieder einzuführen? Und eine weitere Frage treibt uns um: Wann wird die Weltgemeinschaft die Taufe eines königlich-englischen Stammhalters feiern können?