Auf und davon

Thomas C. Breuer | veröffentlicht am 06.07.2018

Noch drei Tage bis zu den Ferien und tausend Dinge sind zu erledigen! Und mindestens so viele sollte man vergessen, wenn die schönsten Tage im Jahr nicht mit einem Nervenzusammenbruch beginnen sollen.

Auf und davon
Petra Kaster | (Nebelspalter)

Als Erstes zum Bäcker mit der Ferienadresse, damit er mir die Weggli nachschicken kann. Die Post abbestellen. Bei Päckchen ist es egal, die kommen eh immer leer hier an. Für alle Rechnungen einen Dauerstornierungsantrag stellen, für solche Sperenzchen habe ich nach den Ferien eh kein Geld mehr, die Reise ist teuer genug. Nicht vergessen: Nebelspalternachsendeantrag mailen. Dringend dran denken, den Regenschirm zuhause zu vergessen, bevor man ihn unterwegs irgendwo stehen lässt. Fotoapparat prophylaktisch wegwerfen, bevor dieser geklaut wird.

AKW abgeschaltet?
Gar nicht dran denken, was in der Wohnung alles zu tun ist! Die Pflanzen haltbar machen mit Haarspray. Dann das Wasser aus dem Aquarium lassen, Trockenfische überdauern sogar längere Durststrecken. Die Heizung regulieren, die Katze strangulieren, den Grossvater um die Ecke und den Hund zum Haustiercontainer bringen. Die Kinder ins Schliessfach am Hauptbahnhof – es ist wichtig, dass alle gut entsorgt sind. Als Nächstes die Wertsachen entwerten und sämtliche Stecker rausziehen – Moment mal: Ist überhaupt das nächstgelegene AKW abgeschaltet? Unbedingt klären und dann nix wie zum Arzt. Alles auf Herz und Nieren prüfen und vorsorglich den Blinddarm entfernen und alle Zähne ziehen lassen, damit im Urlaub nichts Unangenehmes passiert. Es bleiben die technischen Probleme.

Die Reisewaschmaschine in Ordnung bringen. Das Waffenlager auf Funktionsfähigkeit testen. Gegebenenfalls Munition nachrüsten. Den Wagen in der nächstbesten Kaserne generalüberholen lassen, hoffentlich haben die eine Überholspur. Den Wohnwagen probewohnen. Den Reiserasenmäher ölen. Ach, und einen Gepäckträger anheuern, diesmal aber einen kräftigeren als beim letzten Mal. Ähnliches gilt für Hosenträger und Sockenhalter, es ist so schwer heutzutage, gutes Personal zu kriegen. Wo sind Waschlappen, Jammerlappen, Sonnenbrillen, Ozonfilter, Tauchgeräte, Tauchsieder? Wo sind die Beschwerdeformulare? Was ist mit den Vorkehrungen für den Urlaubsort?

Rufen Sie die Polizei
Hat es noch genug Verkalkungstabletten? Wer weiss, vielleicht haben die dort total reines Wasser, das einem auf den Magen schlägt. Dringend den Sound der Planierraupe und der Presslufthämmer von der Grossbaustelle nebenan aufnehmen, damit in unbekannter Umgebung wenigstens ein paar vertraute Geräusche zu hören sind. Schliesslich der Anrufbeantworter: «Sehr geehrte Einbrecher und sonstige Überfallkommandos! Wir sind drei Wochen nicht zuhause. Alle Fenster stehen Ihnen offen. Wir bitten, von etwaigen Sachbeschädigungen Abstand zu nehmen! Die Kombination des Privatsafes lautet 6735. Derzeitige Bargeldbestände ca. 2400 Franken in nicht durchnummerierten und notierten Scheinen, dazu diverse Wertpapiere. Bitte verständigen Sie nach Ihrer Visite das nächste Polizeirevier, damit die Wohnung mit dem Prädikat ‹ausgeraubt› versiegelt werden kann. Vielen Dank!»

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