Rexit fürs Hundchen

Jürg Ritzmann | veröffentlicht am 24.07.2018

Rexit fürs Hundchen
Schlorian (Stefan Haller) | (Nebelspalter)

Eine enorm wichtige Frage polarisiert die Tierwelt: Was soll mit dem lieben Haustier geschehen während der Ferienzeit? Soll es von seinem verantwortungsvollen Besitzer zu Hause gelassen, mit in die Ferne genommen oder im Tierheim abgegeben werden? Inzwischen sind an Autobahn-Raststätten ja fast keine freien Plätze mehr vorhanden, um die Tiere fachmännisch auszusetzen. Dies wäre kein seriöser Text, wenn hier und jetzt nicht die Sicht der Tiere dargelegt würde. Wir haben uns umgehört, in der Nachbarschaft.

Die Ferienzeit ist tatsächlich die schönste Zeit für unsere treuen Gefährten – sofern sie das Glück haben, temporär in einem Tierheim untergebracht zu werden, während Frauchen und Herrchen in der Sonne liegen. Nirgendwo sonst als im Heim hat man so schön seine Ruhe: Kein «Willst du noch ein Gutzi-Gutzi, Bello?» oder «Komm zu Mami, Buddy», sondern tiergerechte Umgangsformen von Fachleuten. «Sitz!», «Platz!» oder «Fass!» Basta. Als Hund kann man im Tierheim auch einfach einmal wildfremden Artgenossen am Arsch schnüffeln. Es ist das Paradies!

Mit etwas Pech, aus Tiersicht, ist der Besitzer aus unerfindlichen Gründen felsenfest davon überzeugt, sein Tierchen würde die  zwei, drei Wochen unmöglich ohne seine Anwesenheit aushalten. Das Resultat ist zumeist administrativer Krimskrams (oftmals sogar Karantäne) und die völlig absurde Annahme, dem Vierbeiner gefalle es in Mallorca (bei vierzig Grad im Schatten und nirgendwo Schatten) oder in Schweden (bei den Elchen, diesen Monster-Viechern!) genau gleich gut wie ihren Besitzern. Ja, es ist ein grosses Glück, dass die Tiere nicht sprechen können.

Auf die Varianten «Aussetzen» und «Einschläfern» wollen wir aus moralischen Gründen nicht näher eingehen. – Wobei eine Vielzahl an Tieren relativ klare Signale aussendet, wohin die Reise gehen soll: Laut Statistik steigen die Anmeldungen bei «Dognitas» oder «Rexit» rapide an, was uns Tierfreunden zum Nachdenken anregen sollte. Und für das Nachdenken, dafür haben wir ja Zeit, in den wohlverdienten Ferien. – Es sei denn, Bello bettle ständig nach einem Gutzi-Gutzi.

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