
Leider muss ich in diesem Editorial deutlich werden: Der Rücktritt von JSA, von Johann Schneider-Ammann ist falsch und verantwortungslos. Wir alle werden nächstes Jahr teuer dafür bezahlen – mit einem neuen Krankenkassenprämien-Schub. Denn der scheidende Bundesrat hat die berühmte JSA-Doktrin nicht nur gepredigt, sondern gelebt: Rire, c’est bon pour la santé. Millionen haben seine Video-Grussbotschaft zum Tag der Kranken gesehen und gelacht, Millionen an Gesundheitskosten hat allein dieser Auftritt eingespart.
Acht Jahre lang war der Oberaargauer eine feste Ingredienz jeder «Lachen ist gesund»-Rezeptur: Bei Giacobbo/Müller, bei Stimmenimitator Fabian Unteregger und natürlich auch in Ihrer Lieblingslektüre, die übrigens immer noch dafür kämpft, dass das ‹Nebi›-Abo von der Grundversicherung der Krankenkasse übernommen wird.
Hier steckt der eigentliche Skandal: Während das Humorschaffen einen nachweislichen Nutzen für die Volksgesundheit aufweist, bleibt ihm die Aufnahme in die Spezialitätenliste des Bundesamts für Gesundheit verwehrt. Gleichzeitig werden wirkstoffbefreite Saccharosekügelchen zum Kilopreis von über 3000 Franken von den Krankenkassen übernommen, obwohl der homöopathische Ansatz erwiesenermassen allein auf einem hochpotenzierten Placebo-Effekt basiert. Die Macht der positiven Autosuggestion ist zwar tatsächlich verblüffend, doch wäre sie deutlich günstiger zu haben: Ein Kilogramm Zucker gibts im Detailhandel bereits ab einem Franken.
Für Linienbewusste gibts Placebos auch zuckerfrei. Beispielsweise in der Politik, wie sich in den kommenden Wochen und Monaten beobachten lassen wird: Das richtige Geschlecht und der passende Herkunftskanton der beiden künftigen Bundesratsmitglieder wird Abertausende zufrieden stimmen, obwohl der Einfluss dieser Kriterien auf die Regierungsarbeit nüchtern betrachtet völlig unerheblich ist.