Adieu Winterzeit

Michael Mittag | veröffentlicht am 01.03.2019

Die EU wird sich demnächst von der Sommerzeit (MESZ) respektive Winterzeit (MEZ) verabschieden. Damit steht die Schweiz vor der Wahl, wie sie verfahren will. Doch wenn schon ein Wechsel, warum nicht etwas ganz Neues? Wir haben einige Alternativen zusammengestellt:

Adieu Winterzeit
Philipp Ammon | (Nebelspalter)

Die Schweizerische Kompromisszeit (CHKZ) wäre das Mittel der bereits etablierten Zeitmodelle. Man stellt also die Uhren auf genau die halbe Stunde zwischen Sommer- und Winterzeit, womit allen ein bisschen gedient ist.

Bei der Ortszeit (CHOZ) erhält jede Gemeinde ihre eigene Zeit, minutengenau nach Längengrad ihres Haupt­ortes. Damit wird der Regionalität Vorschub geleistet und die Uhren an Bahnhöfen und Kirchtürmen machen wieder Sinn.

Die Linke Zeit (SPZ) besteht darin, dass man einfach das macht, was Brüssel beschliesst, ob das nun Sinn macht oder nicht.

Die Rechte Zeit (SVPZ) besteht darin, dass man einfach etwas anderes macht als das, was Brüssel beschliesst. Favorisiert wird derzeit, Uhrzeit und Datum auf den 1. August 1291, 9.45 vormittags festzulegen und dort zu belassen. Dadurch würde die angezeigte Zeit mit der gefühlten übereinstimmen.

Bei der Arbeitnehmerzeit (CHNZ) steht man zur Winterzeit auf, immer um 11 Uhr morgens werden die Uhren eine Stunde vorgestellt, um 11 Uhr nachts wieder zurück. Auf diese Weise ist es morgens nicht so dunkel, trotzdem bleibt es abends länger hell, der Tag geht schneller vorbei und man hat ausreichend Zeit für Freizeit und Erholung.

Die Arbeitgeberzeit (CHGZ) ist das genaue Gegenteil, also früh aufstehen, lange arbeiten und wenig Schlaf und Freizeit. Dieses Modell wird in der Baubranche, im Gastgewerbe, im Spital- und Pflegebereich und an vielen anderen Stellen bereits seit langem erfolgreich eingesetzt.

Die Persönliche Zeit (CHPZ) besteht darin, dass alle mündigen Bürgerinnen und Bürger für sich festlegen, wie spät sie es haben wollen. Zum Beispiel: Halb acht ist einfach dann, wenn ich aufstehe.

Vielleicht ist die Umstellung auch eine Chance, das Zeitmodell grundlegend zu überdenken. Schliesslich ist unser Tag eine lückenlose Aneinanderreihung von Arbeits- und Freizeitverpflichtungen und bedarf eigentlich keiner numerischen Kennzeichnung. Warum schaffen wir also die Uhrzeit nicht einfach ab und bekennen uns dazu: Wir haben keine Zeit.

 

Artikel erschienen in der Ausgabe

loader