
Ein Sprichwort sagt: «Stillstand ist Rückschritt und der erste Schritt ins Grab.» Trotzdem, oder gerade deshalb, stellt sich die Frage, ob wir jeden Blödsinn mitmachen müssen. Kürzlich war zu beobachten, wie eine junge Frau wahllos Männer vor einer Bar ansprach. Sie war eine Hostess, also keine unanständige. So eine von denen, die nachts durchs Kneipenviertel gehen und Zigaretten verteilen.
«Rauchen Sie?» – Was für eine blöde Frage, natürlich rauchen die Menschen, sonst würden sie kaum bei feuchtgrauem Nieselregen vor einer Bar stehen. Doch was die junge Frau anbietet, sind keine Parisienne, Chesterfield oder Marlboro, nein, sie bietet E-Zigaretten an. Das Ding sieht etwa so aus wie die Kaugummi-Zigaretten, die wir als Kinder kauften. Die junge Hostess steckt irgendetwas zusammen, während sie von diversen Geschmacksrichtungen erzählt und wie gesund und sparsam und blablabla…
Clint Eastwood
Bevor die Be- und Umworbenen an dem Plastikteil ziehen können, steckt die junge Frau das Ding in ein kleines Akku-Gerät. Während sich die E-Zigarette auflädt, erklärt sie, man könne diese an ein normales USB-Ladegerät anschliessen, genau wie ein Smartphone. Die ersten gesunden Dampfwölkchen stiegen in den dunklen Nachthimmel. Sie schaut erwartungsvoll in die Runde: «Und? Wie schmeckts?» – «Na ja», sagt ein grobschlächtiger Mann, «wenn ich mich selber bescheissen will – gut.» Er will sich aber offensichtlich nicht selber bescheissen und beisst ein Teil des Mundstückes ab. Die junge Frau schaut ihn verwundert an. Er spuckt das Teil auf den Boden und fragt, ob sie Clint Eastwood kennen würde. Er erzählt, wie Clint in Dutzenden von Western Zigarillos anbiss und wie bescheuert das wohl aussähe, wenn Clint sich vor einem Duell auf der staubigen Strasse eine E-Zigarette in den Mund stecken würde. Noch bevor Clint seine Smith and Wessons aus dem Halfter ziehen könnte, würde sein Gegner wahrscheinlich vor Lachen tot umfallen.
Energiestrategie 2050
Nun, wie Sie sich vorstellen können, liess sich niemand für eine E-Zigarette begeistern. Dennoch bringen dich solche Begegnung ins Grübeln. «Wo soll das nur hinführen?» Wir verfolgen die Energie-Strategie 2050, die unseren Energieverbrauch reduzieren will. Dabei gehen wir genau in die entgegengesetzte Richtung. Der moderne Mensch ist ein verdrahteter Mensch. Blödsinn, noch nicht mal verdrahtet ist er! Wir haben WLAN und Bluetooth und die Lobpreisungen der Technik bringen uns schon bald 5G. Wir wissen zwar noch nicht, was die zusätzlichen Strahlen mit uns machen und ob die Vögel bald grilliert vom Himmel fallen. Aber da soll sich die Vogelwarte Sempach drum kümmern.
Was allen neuen Techniken gemeinsam ist, sie benötigen Elektrizität. Nun könnte man sagen, es wäre erstrebenswert, wenn die Technik uns das Leben erleichtert, und das darf etwas Energie kosten. In Tat und Wahrheit vernichten wir mit unnötigen Gadgets den Strom. Bestes Beispiel für die digitale Verblödung ist Pokémon Go. Menschen halten sich ihr Smartphone vor die Fresse und irren durch die Gegend auf der Jagd nach kindischen Monstern. Leider laufen sie dabei noch zu wenig vor Busse oder fallen von Bergen, was die Energiebilanz positiv beeinflussen würde. Erste Städte sehen sich veranlasst, neben Lichtsignalen Leucht-Dioden im Boden für die Idio(d)ten zu installieren, damit sie nicht unkontrolliert auf die Strasse treten, wenn sie in ihre Smartphones starren. Sehen Sie sich mal um und erleben Sie, wo wir völlig sinnlos Strom verbrauchen.
Sinnvoller Einsatz
Bei der Post beispielsweise! Ein kluger Geschäftsmann, vielleicht wars auch eine Frau, aber das tut hier gar nichts nichts zur Sache, hat Poststellen dazu gebracht, sich für ein Schweine-Geld, ein Personen-Leitsystem anzuschaffen. Mit Ihrer Nummer ziehen Sie schon beim Betreten der Post die ersten Watt aus dem AKW Gösgen. Dann starren Sie auf die rotleuchtenden Zahlen, die Sie irgendwann einem Schalter zuweisen. Erreicht wird damit, dass die Kunden in der Folge an die Reihe kommen, in welcher sie in die Post gekommen sind, respektive, in welcher sie hinter dem Automaten mit den Nummern angestanden sind. Sie merken, in welche Richtung das jetzt geht! Genauso gut könnte man ganz einfach die Leute direkt anstehen lassen und der oder die Vorderste, nimmt ganz einfach den nächsten freien Schalter. Damit sich niemand vordrängelt, könnte man die blöden könnte man die blöden Gestelle als Leitplanken verwenden, die in jeder Schalterhalle herumstehen, damit Sie in der Post nicht nur ein Paket aufgeben, sondern auch Geschenkkarten, Spielzeugautos oder ein neues Handy kaufen können, weil sich beim alten der Akku während des Pokémon-Go-Spielens immer so schnell verabschiedet.
Wenn der ganze Mist schon rumstehen muss, sollte er wenigstens sinnvoll eingesetzt werden. Alles andere als sinnvoll sind unzählige Bildschirme, die durch unser Leben flimmern. Die Rede ist jetzt nicht von Fernsehern zu Hause, auf denen so degenerierte Sendungen wie der Bachelor uns vor Augen führen, dass der Mensch vom Affen abstammen muss! Die Rede ist von Bildschirmen in Fahrstühlen, oder in Bussen. Von iPads, die wir statt dem Nuggi in Kinderwagen legen, damit die Bälger still sind. Die wir unseren Kindern mit ans Familienfest nehmen, damit sie ruhig in der Ecke sitzen und nicht mit Grossmutters Rollator rumrennen oder mit den dritten Zähnen von Onkel Paul Dracula spielen. Die Rede ist von Computern, die nächtelang laufen, weil wir unfähig sind, analog mit Menschen in Kontakt zu treten, dafür stundenlang digital nach der wahren, grossen Liebe suchen auf Parship. Vielleicht sollten wir vermehrt einfach den Stecker ziehen.