
Noch 500 Jahre nach seinem Tod stellt Lionardo di ser Piero da Vinci die Historiker vor Probleme. Unbestritten war er ein begnadeter Künstler, der schöne Bilder malte. Gleichzeitig war er ein Rüstungsexperte und ein Kriegsgewinnler, der jeden Ruag-Mitarbeiter erblassen lässt. Höchste Zeit, einen ungeschönten Einblick in das wahre Ich der gespaltenen Persönlichkeit des Leonardo da Vinci zu wagen.
Leonardo war ein Genie. Als Künstler, aber mehr noch als Geschäftsmann. Mastermind zahlreicher Errungenschaften der modernen Kriegsführung. Superhirn der Waffenhändler-Szene. Schuf er etwa eine neuartige Sturmleiter, mit der die höchsten Mauern eingenommen werden sollten, so verkaufte er anschliessend dem Anzugreifenden eine Vorrichtung, welche die Sturmleiter umgehend unschädlich machte. So verhielt sich Leonardo, ganz im Sinn der Schweizer Rüstungsindustrie, stets neutral. Ob er, nachdem er die Burg zu Locarno militärisch befestigt hatte, deren Schwachstellen ebenfalls bei der Gegnerschaft finanziell ausschlachtete, ist nicht überliefert.
Wer hats erfunden?
Sein Name wird nicht nur verbunden mit bahnbrechender Wissenschaft. Sondern auch mit Kriegsgeräten, die jeden Widerstand brechen sollten. So finden sich im Nachlass des Renais-sance-Hipsters kühne Konstruktionszeichnungen zu einem «selbstfahrenden Wagen». Womit er dem Autobauer Elon Musk um Jahrhunderte voraus war. Während Leo als Genie schlau genug war, den Wagen gar nicht erst zu bauen, hat Musk mit dem «Tesla» genau diesen Fehler gemacht.
Nun muss also da Vincis Geschichtsbedeutung neu eingeordnet werden. Seine Kritiker unterstellen ihm selbst bei Geistesblitzen zum Wohle der Menschheit kriegsgewinnlerische Hintergedanken. Unter anderem habe er die Taucherglocke nur erdacht, um sich unter Wasser dem Feinde ungesehen nähern zu können. Der Taucheranzug war eine Zufallsentdeckung, hatte Leonardo doch im Auftrag der Erotikindustrie an einem Verhüterli gebastelt, worauf in seinem typischen Übereifer ein Ganzkörperanzug entstand. Da er diesen mit Atemschlauch und Glasbrille versah, war ihm die Sadomaso-Szene dennoch zu Dank verpflichtet.
Mit viel Musikgehör
Auch als Entwickler des Kugellagers gilt er. Damit ist nicht das praktische Maschinenelement gemeint. Sondern wörtlich: das Kugel-Lager, ein Munitionsdepot. Die Idee zum Maschinen-gewehr flog ihm ebenfalls zu. Das 33-köpfige Orgelgeschütz nannte er so, «weil es dem Feind die Flötentöne beibringen wird», wie er sich marketingtechnisch gewandt ausdrückte. Er kannibalisierte die eigene Idee mit dem «Fächergeschütz» mit fächerartig angeordneten Mündungen, «um den Gegner wegzublasen», wie er es an einer Waffenmesse bewarb.
Zugeschrieben wird ihm die Erfindung des Fallschirms, obschon in China bereits schirmähnliche Geräte im Einsatz waren (die wiederum die Cocktail-Schirmchen inspirierten). Leonardo sagte voraus, man werde Fallschirmspringer hinter feindlichen Linien absetzen. Dabei gab es allerdings ein Problem: Er musste erst
einen Flugapparat erfinden. Darum entwarf er flugs den Ornithopter, der seine Technik dem Vogelflug verdankte. Der Pilot sollte ihn mit flatternden Flügeln durch reine Muskelkraft antreiben. Heutige Airline-Piloten halten es für undenkbar, die Maschine so überhaupt in die Luft zu bekommen, weil sie eine Hand immer am Sprechfunk haben, um dem Tower Missstände zu melden. Zudem würde das Bazl die Genehmigung nach ein oder zwei Abstürzen zurückziehen.
Früher Klimasünder
Da es mit dem Fliegen nicht so recht vorwärtsgehen wollte, beschloss da Vinci ungeduldig, das Fliegen aufwärts zu erfinden. Seine «Antennenschraube» sollte sich aufwärts in die Lüfte erheben – der Vorläufer des Helikopters. Womit sich da Vinci in den Augen der Klimaschützer gegen die Natur versündigt hat, weil er damit indirekt das Heliskiing erfand.
Seine grösste visionäre Tat für die Rüstungsindustrien war der Panzer. Da er sich auf seinen Wagen das Patent in der Schweiz nicht sicherte, basiert bis heute der Duro auf diesem Entwurf. Bislang gingen Historiker davon aus, dass er in einem pazifistischen Anflug das Kriegsgerät bewusst fahruntauglich konzipierte. Weit gefehlt, wie eine Eintragung im jüngst entdeckten Notizbuch mit der Aufschrift «Ideen zur Erfindung von Maschinen, die Tod und Entsetzen bringen» belegt: «Unbedingt noch das passende Rad erfinden. Mal mit Kette versuchen.»
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Mit dem «Leonardoroboter», dem mechanischen Ritter, behandelte er den Soldaten nicht wie eine unerschöpfliche Ressource, was damals als verrückter Gedanke abgetan wurde. Historiker gehen heute davon aus, dass seine berühmte anatomische Studie des «vitruvianischen Menschen» lediglich veranschaulichen sollte, in welchem Radius ein Infanterist Handkantenschläge und Fusstritte austeilen kann. Die Frage, die die Leonardo-Forschung heute am meisten umtreibt, ist beileibe nicht, ob die Mona Lisa allenfalls nur eine wartende Kriegsbraut war. Sondern ob Leo auch die Ruag erfand.